HINWEIS ZUR UMLEITUNG

SEPSIS

WAS IST EINE SEPSIS?

Sepsis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, bei der schnell gehandelt werden muss. Sie ist die schwerste Verlaufsform einer Infektion und auch unter dem Namen Blutvergiftung bekannt.

Sie ist in Deutschland mit über 300.000 Fällen pro Jahr häufiger als Brust-, Dickdarm- und Prostatakrebs zusammen. Wenn Sepsis frühzeitig erkannt wird, ist die Chance höher, zu genesen und eine gute Lebensqualität zu erhalten.

WIE ENTSTEHT EINE SEPSIS?

Sepsis wird immer durch eine Ansteckung bzw. Infektion ausgelöst. Die Infektion kann durch Bakterien, Viren, Pilze und Einzeller ausgelöst werden.

Jede Infektion kann eine Sepsis auslösen. Die häufigsten Auslöser sind:

  • Infektionen der Lunge und Atemwege (40 %)
  • Infektionen im Bereich der Harnwege (20 %)
  • Infektionen des Bauchraums (12 %)
  • Infizierte Wunden (9 %)
  • Infektionen des zentralen Nervensystems (1,5 %)

In ca. 17,5 Prozent aller Sepsis-Fälle sind die Ansteckungswege unbekannt.

Infektionen sind anfangs auf einen Ort im Körper begrenzt. Sepsis entsteht dann, wenn eine Infektion nicht räumlich begrenzt werden kann und Erreger in den Blutkreislauf eindringen. Der Körper reagiert mit einer starken, überschießenden Abwehrreaktion. Diese schädigt die eigenen Gewebe und Organe, z.B. die Lunge, das Herz oder die Nieren. Die Schädigung kann bis zum Organversagen führen. Wenn der Körper auf eine Infektion so stark reagiert, dass er die eigenen Organe schädigt, ist es eine Sepsis. Sepsis muss daher so schnell wie möglich erkannt und als Notfall behandelt werden.

WELCHE KRANKHEITSZEICHEN GIBT ES?

Wenn mindestens eines der folgenden Krankheitszeichen auftritt und eine Infektion denkbar ist, muss eine sofortige ärztliche Abklärung erfolgen:

  • Starkes nie gekanntes Krankheitsgefühl
  • Extreme Schmerzen
  • Kalte/feuchte oder fleckige, wie marmoriert aussehende Haut
  • Schneller Puls (über 90 Herzschläge pro Minute)
  • Plötzliche Verwirrtheit, Wesensveränderung, Reglosigkeit
  • Kurzatmigkeit (um die 20 Atemzüge pro Minute oder mehr)
  • Niedriger Blutdruck (der erste Wert beim Messgerät liegt bei 100 oder darunter)

Treten die drei Letztgenannten Anzeichen auf, bitte sofort den Notruf unter 112 anrufen!

Die angegebenen Zahlen dienen der groben Orientierung; beispielsweise kann das Auszählen der Atemzüge schwierig sein.

Fieber (Körpertemperatur über 38°C) oder eine sehr niedrige Körpertemperatur (unter 36°C) können ebenfalls Zeichen einer Sepsis sein. Es kann auch ohne Fieber eine Sepsis sein!

WELCHES VORGEHEN IST BEI SEPSIS-VERDACHT WICHTIG?

Je früher Sepsis erkannt wird, umso besser sind die Chancen für Betroffene zu genesen und keine oder geringe Folgeschäden zu erleiden. Schnelles Handeln zählt.

Es ist wichtig, den Sepsis-Verdacht mitzuteilen. Zum Beispiel beim Anruf der Hausärztin/des Hausarztes, des Bereitschaftsdienstes der kassenärztlichen Vereinigung (116 117) oder des Rettungsdienst (112). Insbesondere wenn plötzliche Verwirrtheit/Reglosigkeit, Kurzatmigkeit oder sehr niedriger Blutdruck vorliegen, ist es wichtig gleich den Rettungsdienst zu rufen.

Sofern bekannt, sollten zudem mitgeteilt werden:

  • chronische Vorerkrankungen (z.B. Diabetes)
  • die Einnahme von Medikamenten, die das Abwehrsystem des Körpers schwächen
  • eine kürzlich erfolgte Ansteckung bzw. Infektion (z.B. Betroffene war in der Woche zuvor stark erkältet)
  • Wunden oder kürzlich erfolgte Operationen sowie
  • in den Körper eingeführte Systeme (z.B. Blasenkatheter, Ernährungssonde)

WELCHE RISIKOFAKTOREN GIBT ES?

Menschen mit chronischen Erkrankungen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind häufiger von einer Sepsis betroffen. Dazu zählen beispielsweise Diabetiker ("Zuckerkranke") und Menschen, die das Immunsystem schwächende Medikamente einnehmen (z.B. Rheumamedikamente, Kortison). Wer schon mal eine Sepsis durchgemacht hat, hat ein erhöhtes Risiko, erneut an einer Sepsis zu erkranken.

Daher hilft es, wenn Betroffene sowie An- und Zugehörige wissen, wie man einer Sepsis vorbeugen kann und diese erkennt.

WIE KANN DAS SEPSIS-RISIKO VON PFLEGEBEDÜRFTIGEN REDUZIERT WERDEN?

Pflegebedürftige Menschen, für die Risikofaktoren vorliegen, haben sowohl im unmittelbaren Krankheitsverlauf als auch in der Folge der Erkrankung sehr individuelle Pflege- und Unterstützungsbedarfe. Um Sepsis vorzubeugen, ist es wichtig, Infektionen zu vermeiden. Drei übergreifende Dinge sind besonders relevant, um einer Sepsis vorzubeugen:

  • Hygiene (z.B. Körper- und Lebensmittelhygiene; alle Maßnahmen, um Ansteckungen zu verhindern)
  • Wundvorbeugung und -versorgung (auch Dekubitusprophylaxe)
  • Impfungen des Pflegebedürftigen und betreuender Personen

Ein guter, ärztlich betreuter Umgang mit chronischen Erkrankungen (z.B. ein gut eingestellter Diabetes) hilft ebenso. Hinzu kommt ein gesunder Lebensstil, wie die Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum, Rauchen und andere Rauschgifte.

Wichtig ist auch, Infektionen ernst zu nehmen und konsequent zu behandeln.

WELCHE TIPPS GIBT ES ZUR PFLEGE VON MENSCHEN NACH EINER SEPSIS ERKRANKUNG?

Das Abwehrsystem eines Sepsis-Erkrankten ist noch längere Zeit danach geschwächt. Daher sind hier weiterhin alle oben genannten Maßnahme sehr wichtig: Impfungen, Hygiene, Wundvorbeugung und -versorgung und eine optimale Behandlung bestehender chronischer Erkrankungen.

In der Folge der Sepsis-Erkrankung kann es zu rein körperlichen aber auch psychischen Beeinträchtigungen kommen wie z. B.:

  • chronische Schmerzen und Müdigkeit (Fatigue Syndrome) Schwächegefühl, Muskelschwund, Nervenschädigungen mit Lähmungen, Schluckstörungen, Beeinträchtigungen der Lungen-, Nieren und Leberfunktion
  • Antriebslosigkeit, Depression, Stimmungsschwankungen, Angst, Panik

Diese Beschwerden sind real und werden als belastende erlebt. Körperliche Beschwerden werden nicht selten auch ärztlicherseits als psychisch bedingt fehlinterpretiert.

HINWEISE ZUR SELBSTPFLEGE UND ZUM EIGENSCHUTZ

Die Pflege von Sepsis-Risikogruppen oder Sepsis-Überlebenden kann dauerhaft nur gelingen, wenn man auch die eigene Gesundheit als Pflegender fördert und schützt.

Zur Selbstpflege gehören:

  • Regeneration der eigenen körperlichen und seelischen Ressourcen (z.B. Zeit für gut-tuende Hobbies und Kontakte)
  • Belastung wahrnehmen und Entlastung finden (z.B. Pflege auf mehrere Schultern verteilen und Beratung durch Pflegestützpunkte)

Gerade wenn Pflegende selbst zu Sepsis-Risikogruppen gehören, helfen als Selbstschutz die o.g. Maßnahmen: Impfungen, Hygiene, Wundvorbeugung und -versorgung.

Auch ein guter Umgang mit eigenen chronischen Erkrankungen und ein gesunder Lebensstil sind wichtig.

Entlastend kann auch der Austausch mit anderen sein: Auf der Webseite der deutschen Sepsis-Hilfe finden Sepsis-Erkrankte und An- und Zugehörige regionale Selbsthilfegruppen. Für Personen, deren Sepsis durch Covid bedingt war, gibt es auch spezifische Post-Covid-Selbsthilfegruppen.

WEITERFÜHRENDE LINKS

Lesen Sie mehr auf dem Themenblatt Nr. 10 Prävention und dem Themenblatt Nr. 10a Nachsorge.

Weiterführenden Hinweise (Informationen, Checklisten etc.):

www.sepsiswissen.de und https://sepsis-stiftung.de

Erstellt durch: Medizinische Hochschule Brandenburg (Leitung: Prof. Neugebauer) und AOK Pflege Akademie der AOK Nordost in Zusammenarbeit mit Charité Universitätsmedizin Berlin (Prof. Spies) und Sepsis Stiftung (Prof. Reinhart) im Rahmen des Projektes „SepsisWissen“