PFLEGEN ZU HAUSE

KREBSERKRANKUNGEN

WAS IST KREBS?

Unter Krebs versteht man das unkontrollierte Wachstum von Körperzellen. Dabei werden umliegendes gesundes Gewebe verdrängt oder zerstört. Jedes Organ im menschlichen Körper kann von Krebs betroffen sein.
Nicht jede Krebserkrankung verläuft tödlich. Die derzeitige Heilungsrate bei Krebserkrankungen liegt bei etwa 30 bis 40 %. Für einige Krebsarten bestehen sogar nahezu sichere Heilungschancen.

WIE ENTSTEHT KREBS?

Krebs entsteht im menschlichen Körper durch Fehler bei der Zellteilung. Jeden Tag sterben Millionen von Zellen ab, und an ihrer Stelle entstehen neue. Bei jeder Zellteilung gibt die Zelle ihre Erbinformationen an die neu entstehenden Zellen weiter. Wenn bei diesem komplexen Prozess – dem sogenannten Zellzyklus – etwas schiefgeht, können Zellen mit falschen Wachstumsinformationen entstehen. Diese Zellen sterben entweder ab oder teilen sich weiter und bilden immer mehr „entartete“ Zellen. Diese unkontrollierte Wucherung nennt man Tumor.

Gutartigkeit und Bösartigkeit

Tumore können gutartig oder bösartig sein.

Gutartige Tumore sind Zellwucherungen, die das umliegende Gewebe zwar verdrängen, aber nicht zerstören.

Gutartige Tumore

  • sind deutlich abgegrenzt,
  • werden in schnell wachsende und weniger schnell wachsende Tumore unterschieden,
  • lassen sich meist besser operieren, da sie häufig klarer vom gesunden Gewebe getrennt sind als bösartige Tumore.

Bösartige Tumore

  • zerstören das umliegende Gewebe,
  • wachsen in benachbarte Organe hinein und durchdringen sie (infiltrieren),
  • neigen dazu, „Tochtergeschwülste“ zu bilden, die sogenannten Metastasen. Dabei löst sich aus dem ursprünglichen Tumor (Primärtumor) eine Zelle, die über das Blut oder das Lymphsystem weggeschwemmt wird und sich an einer anderen Stelle im Körper ansiedelt.

Es gibt auch Krebserkrankungen, die keine festen Tumore bilden, wie zum Beispiel Blutkrebs (Leukämie) oder Lymphkrebs (Lymphom, Morbus Hodgkin).

WAS SIND KREBSAUSLÖSER?

Das Entstehen eines Tumors kann durch viele verschiedene Faktoren begünstigt werden.

Äußere Faktoren (exogen):

  • verminderte Aufnahme von Mikronährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen
  • vermehrter Konsum von Alkohol und Nikotin
  • Schadstoffe in Nahrungsmitteln
  • Umweltgifte bzw. mutagene (erbgutverändernde) Chemikalien (z. B. Dioxin, Chloroform)
  • energiereiche Strahlung, darunter Radioaktivität, ultraviolettes Licht und Röntgenstrahlen
  • bestimmte Viren (z. B. HIV, Epstein-Barr-Virus, Hepatitis B- und C-Viren, Humanpapillom-Virus)
  • soziale Benachteiligung (z. B. Armut)
  • sozioökonomischer Status
  • reduzierte Gesundheitskompetenz (z. B. geringere Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen)
  • Umweltbelastungen (Luftverschmutzung, Lärm)
  • beruflich bedingte Umweltbelastungen (z. B. Dämpfe im industriellen Bereich)

Innere Faktoren (endogen):

  • genetische Veranlagung bzw. erbliche Belastung
  • hormonelle Einflüsse
  • chronische Entzündungen
  • Immunschwäche oder gestörte Immunabwehr
  • Stoffwechselstörungen (z. B. Übergewicht, Diabetes)
  • Alter
  • psychosozialer Stress und seelische Belastungen (z. B. Trauer), die das Immunsystem schwächen können

Genetische Faktoren:

  • Bestimmte Krebsarten können familiär gehäuft auftreten und vererbt werden, z. B. Brustkrebs oder Darmkrebs.
  • Das bedeutet, dass eine vererbte Veränderung in den Genen das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöht.

WELCHE KRANKHEITSZEICHEN GIBT ES?

Eine Krebserkrankung verursacht in den Anfangsstadien meist keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden.

Symptome im Verlauf einer Krebserkrankung können sein:

  • Gewichtsverlust
  • Unwohlsein
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit
  • gegebenenfalls Schwellungen oder Schmerzen
  • das subjektive Gefühl, „dass etwas nicht in Ordnung ist“ (z. B. wenn sich der Körper anders anfühlt oder riecht)

Bei fortgeschrittenem Krebsleiden nehmen die Beschwerden deutlich zu.

Bei Menschen mit einer metastasierenden Krebserkrankung sind die häufigsten Symptome:

  • Erschöpfung und Müdigkeit (Fatigue)
  • Schmerzen
  • Appetitverlust
  • Völlegefühl/Übelkeit
  • Gewichtsabnahme
  • Mundtrockenheit
  • Husten und Atemnot
  • Angst

WELCHE BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN GIBT ES?

Die Entscheidung über die geeignete Therapie wird gemeinsam mit dem Facharzt für Krebserkrankungen (Onkologen) besprochen und festgelegt.

Bösartige Tumore sind das Hauptziel der Krebsbehandlung. Operation, Chemotherapie, Strahlen- und Hormontherapie sind bewährte Standardverfahren, die oft kombiniert zum Einsatz kommen. So wird beispielsweise nach einer Operation häufig eine Strahlentherapie durchgeführt, wenn nicht sicher ist, ob alle Krebszellen entfernt wurden. Andererseits kann der Tumor durch Bestrahlung zunächst verkleinert werden, um ihn anschließend operativ zu entfernen.


Nebenwirkungen

Die Chemo- und Strahlentherapien können starke Nebenwirkungen verursachen und den Betroffenen erhebliche Beschwerden bereiten.

Häufige Nebenwirkungen sind:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • ungewöhnliche Schwäche und Erschöpfung (Fatigue)
  • vermehrtes Wasserlassen
  • Durchfall
  • Infektionen
  • Schlafstörungen
  • schmerzhafte Entzündungen der Mundschleimhaut
  • Geschmacksveränderungen, die zu Appetitlosigkeit führen können

Um die krebskranken Menschen zu entlasten, sind gezielte Maßnahmen aus Medizin und Pflege notwendig. Diese Interventionen haben zum Ziel, belastende Symptome und Nebenwirkungen zu lindern.

Unterstützende Therapie

Oft wird eine unterstützende (supportive) Therapie eingesetzt. Dabei handelt es sich um therapeutische Verfahren, die nicht vorrangig der Heilung der Erkrankung dienen, sondern den Heilungsprozess durch zusätzliche Maßnahmen fördern oder die Symptome der Krankheit abschwächen sollen (z. B. Psychotherapie, Kunsttherapie).

Die unterstützende Therapie hat folgende Ziele:

  • Prävention und Behandlung von Komplikationen und Nebenwirkungen der Krebserkrankung bzw. ihrer Behandlung
  • Behandlung und Vermeidung physischer und psychischer Probleme
  • Unterstützung bei der Bewältigung oder Vermeidung sozialer Schwierigkeiten
  • Ermöglichung von Lebensqualität und Wohlbefinden

Sie umfasst verschiedene Aufgabenbereiche:

  • Vermeidung von Übelkeit und Erbrechen (antiemetische Therapie)
  • Vermeidung von Erschöpfung (Fatiguetherapie)
  • Prophylaxe und Behandlung von Infektionen
  • Schmerztherapie
  • Physiotherapie (z. B. Atemtherapie, Massagen)
  • Ernährungsberatung und -unterstützung
  • Haut- und Schleimhautpflege
  • Psychosoziale Betreuung

Rehabilitation

PFLEGE EINES KREBSERKRANKTEN MENSCHEN

Wenn die Diagnose Krebs gestellt wird, versucht man je nach Stadium der Erkrankung mit medizinischen Maßnahmen eine heilende Behandlung (kurativ) durchzuführen.

Im weiteren Verlauf oder wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, rückt die Linderung der Beschwerden (palliative Behandlung) in den Vordergrund.

Auch wenn eine Krebserkrankung nicht mehr heilbar ist, gibt es viele Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten. Häufig können Patientinnen und Patienten trotz dieser palliativen Situation über Jahre hinweg ein weitgehend normales und aktives Leben führen. Oft lässt sich die Erkrankung durch wirksame Therapien stabilisieren.

Schreitet die Krankheit jedoch fort, müssen Betroffene häufig mit einem schnellen Wechsel belastender Symptome rechnen. In dieser Phase ist eine engmaschige Betreuung besonders wichtig.

Gerade wenn An- und Zugehörige die Pflege übernehmen, benötigen auch sie in dieser Zeit umfassende Unterstützung.

Ernährung bei krebskranken Menschen

Gerade im fortgeschrittenen Stadium haben viele Erkrankte wenig Appetit oder sogar Abneigungen gegen bestimmte Lebensmittel. Deshalb ist es wichtig, dass sie das essen dürfen, worauf sie Lust haben – also ihre Wunschkost!

Außerdem sollte die Ernährung folgendes berücksichtigen:

  • leichte Kost wie Kartoffeln, gedünstetes Gemüse usw.
  • Obst aus der Dose, da es erfrischend, süß und leicht zu schlucken ist
  • Eis, das kalorienreich und gut verträglich ist
  • Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Joghurtdrinks
  • kalorienreiche, vitaminreiche und leicht verdauliche Nahrung (z. B. sogenannte „Astronautenkost“)
  • falls nötig, parenterale Ernährung, also Nahrungszufuhr ohne den Verdauungstrakt, z. B. über einen PORT-Katheter (ein unter der Haut liegender dauerhafter Zugang zum venösen Blutsystem)

Menschen wollen meist die Körperpflege selber übernehmen, selbst wenn dies über ihre Kräfte geht. Dies ist zu akzeptieren und lediglich bei Bedarf mit kleinen Handreichungen zu unterstützen.

Für ein gutes Miteinander können folgende Aspekte hilfreich sein:

  • miteinander sprechen, sich austauschen, Ängste auf beiden Seiten zulassen und offen darüber reden
  • Trauer zulassen und gemeinsam trauern
  • Ruhe und Gelassenheit in die Beziehung bringen
  • loslassen lernen und nicht festhalten
  • klären, was noch erledigt werden muss
  • weniger ist manchmal mehr – Prioritäten setzen
  • wichtige Fragen klären: ärztliche Versorgung, Pflege und seelische Zuwendung

Schränkt die Erkrankung den Alltag zunehmend ein, ist es für alle Beteiligten wichtig, die weitere Versorgung rechtzeitig zu organisieren. Solange die Betroffenen selbst in der Lage sind, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen, erfolgt die Betreuung meist durch den Hausarzt und Fachärzte vor Ort.

Bei Bedarf können zusätzliche unterstützende Einrichtungen eingebunden werden, zum Beispiel Pflege- oder Palliativ- und Hospizdienste. Unterstützung bieten außerdem soziale Dienste, ambulante Hospizhelfer sowie kirchliche und ehrenamtliche Helfer.

Patienten, die stationär behandelt werden, erhalten vom Sozialdienst der Klinik Hilfe bei der Entlassungsplanung und der Organisation der weiteren Versorgung zu Hause.

HINWEISE ZUR SELBSTPFLEGE

Krebs ist ein belastendes Thema. Er macht vielen Menschen Angst, löst Betroffenheit und oft auch Hilflosigkeit aus. Krebs zeigt uns die Vergänglichkeit des Lebens sehr deutlich und stellt uns bei der Begleitung eines erkrankten Menschen vor große Herausforderungen, die uns an unsere Grenzen bringen können.

Um einen krebskranken Menschen gut begleiten zu können, ist es wichtig, die eigenen Ängste wahrzunehmen und ein gewisses Wissen über die Krankheit zu haben. So kann man ein kompetenter und einfühlsamer Partner sein.

Der Austausch in Selbsthilfegruppen kann dabei eine wertvolle Unterstützung bieten.

Eine Krebserkrankung fordert Betroffene und ihre Angehörigen heraus, doch mit Wissen, Unterstützung und gemeinsamer Fürsorge können Lebensqualität und Würde auch in schwierigen Zeiten bewahrt werden.