UMLEITUNG
Diese Informationen wurden Ihnen von dem Projekt PfiFf – Pflege in Familien fördern der AOK Nordost - Die Gesundheitskasse am 12.09.2024 20:56 bereitgestellt.
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Bei Demenz handelt es sich um einen Sammelbegriff für Erkrankungen des Gehirns, die unterschiedliche Ursachen haben können. Bei der Demenz kommt es zu einer chronisch fortschreitenden (degenerativen) Veränderung des Gehirns, verbunden mit einem Verlust von bereits erworbenen geistigen (kognitiven) Fähigkeiten. Dieser Verlust beeinflusst die Alltagskompetenz und wirkt sich auf alle Bewusstseinsinhalte (z. B. Wahrnehmung, Wiedererkennung, Erinnerung, Schlussfolgern, Urteilen, Denken) aus. Die Einschränkungen müssen mindestens sechs Monate bestehen und dazu führen, dass gewohnte Alltagstätigkeiten nicht mehr wie zuvor ausgeübt werden können.
Eine Demenz kann vielfältige Ursachen haben.
Bei der Primären Demenz ist das Gehirn direkt erkrankt. Die Alzheimer-Erkrankung und die vaskuläre (die Blutgefäße betreffende) Demenz zählen zu den häufigsten Demenzformen. Eher selten sind Demenz bei Parkinson, Levy-Body-Demenz und die frontotemporale (den Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns betreffende) Demenz.
Sekundäre Demenz kann durch eine Behandlung teilweise oder ganz geheilt werden, weil die Ursache behandelbar ist. Hierzu zählen bestimmte Stoffwechselerkrankungen, wie z. B. die Schilddrüsenunterfunktion oder ein Mangel an Vitamin B12.
Mischformen von Demenzen sind z. B. eine Kombination von vaskulärer Demenz und Alzheimer-Erkrankung.
Die Wahrscheinlichkeit, im Alter eine Demenz zu bekommen, die aufgrund von Durchblutungsstörungen entsteht, wird durch verschiedene/folgende Umstände begünstigt:
Das Hauptmerkmal der Demenz ist eine Verschlechterung von mehreren geistigen (kognitiven) Fähigkeiten im Vergleich zum früheren Zustand. Zu den betroffenen Fähigkeiten zählen neben dem Gedächtnis Aufmerksamkeit, Sprache, Auffassungsgabe, Denkvermögen und Orientierungssinn.
Meist kommen zu den geistigen (kognitiven) Einschränkungen Veränderungen der sozialen Verhaltensweisen, der Impulskontrolle, des Antriebs, der Stimmung oder des Wirklichkeitsbezugs hinzu. Manchmal stehen diese sogar im Vordergrund. Depressionen oder Gefühlszustände wie Angst und Unruhe können die Fähigkeiten zusätzlich herabsetzen.
Die Krankheitszeichen (Symptome) können unterschiedliche Ausprägungsgrade haben: von geringen Veränderungen bis zum völligen Verlust der Selbständigkeit.
Auswirkungen auf Alltagskompetenz
Eine Demenz hat Auswirkungen auf die Alltagskompetenz, d. h., dass gewohnte Alltagstätigkeiten nicht mehr wie zuvor ausgeübt werden können, z. B.:
Der Krankheitsverlauf ist immer sehr verschieden und lässt sich nicht vorhersagen.
Meist beginnt die Demenz schleichend mit kleinen Vergesslichkeiten. Betroffene verlegen Gegenstände und müssen beim Reden nach den richtigen Wörtern suchen. Die Aufmerksamkeit ist eingeschränkt, die Urteilsfähigkeit lässt nach. Die Betroffenen nehmen wahr, dass sie etwas vergessen oder sich nicht erinnern können und reagieren (je nach Persönlichkeit) traurig, unsicher, ungehalten, resigniert oder versuchen eine Fassade aufrechtzuerhalten.
Im weiteren Verlauf sind Gedächtnis und Denkvermögen so eingeschränkt, dass die Betroffenen auf fremde Hilfe angewiesen sind – auch bei alltäglichen Aufgaben wie Einkaufen, Kochen, Anziehen oder Körperpflege. Das Zeit- und Ortsgefühl geht verloren, die Sprache wird undeutlich. Auch die Erinnerung an zurückliegende Ereignisse verblasst. Die Erkrankung wird irgendwann nicht mehr wahrgenommen. Das kann auch eine Erlösung sein. Manche Menschen mit Demenz fangen an, nach längst verstorbenen Angehörigen zu suchen oder wollen zur Arbeit gehen. Verhalten und Persönlichkeit ändern sich stark.
Im Spätstadium sind Betroffene vollständig auf Pflege angewiesen. Viele können nicht mehr ohne Hilfe gehen oder aufstehen. Sie vergessen, wie man isst, und können nicht mehr bewusst Blasen- und Darmentleerung kontrollieren. Angehörige werden nicht mehr erkannt und eine Unterhaltung wird immer schwerer.
Zusätzlich zu den Behandlungsmaßnahmen, die sich auf die Demenz beziehen, ist weiterhin eine allgemeine medizinische Grundbehandlung sehr wichtig. Sie soll dafür sorgen, dass sich der körperliche Gesundheitszustand der Betroffenen nicht verschlechtert. Dazu gehört, dass Menschen mit Demenz nicht unter Schmerzen leiden, ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen und dass Bewegungseinschränkungen verhindert werden.
Es gibt zwar Medikamente zur Aufrechterhaltung von geistigen (kognitiven) Leistungen und Alltagsfähigkeiten. Diese wirken vor allem am Anfang der Erkrankung, aber nur für eine begrenzte Zeit.
Es gibt auch nicht-medikamentöse Behandlung, die der Förderung von kognitiven Leistungen und Alltagsfähigkeiten, der Abschwächung von Verhaltensstörungen, der Verbesserung des Wohlbefindens dient, z. B. Musik. Diese weckt Erinnerungen und regt Körper und Geist an. Über Melodien und rhythmische Bewegungen werden Fähigkeiten wieder wach.
Folgen Sie dem Motto „Menschen mit Demenz haben immer recht“, denn es ist nicht möglich mit Argumenten Dinge zu erklären, weil das nicht mehr verstanden wird. Die Kunst ist deshalb sie gedanklich dort abzuholen, wo sie sich in der aktuellen Situation befinden.
Der Umgang mit einem Menschen mit Demenz erfordert sehr viel Ruhe, Verständnis und Einfühlungsvermögen. Hektik, Gedränge und Reizüberflutung überfordern. Auch auf wiederholtes Fragen sollte man ruhig und freundlich antworten oder man lenkt das Gespräch auf ein anderes erfreuliches Thema. Werden ständig Gegenstände - wie Handtasche oder Geldbeutel - versteckt, verloren und gesucht, kann man darin ein Grundbedürfnis nach Ordnung erkennen. Hilfreich ist es, den Suchenden beim Suchen zu unterstützen, eventuell unbemerkt Dinge zurückzulegen. Auseinandersetzungen helfen niemandem. Sie vermitteln allen Beteiligten Unwohlsein und noch mehr Ärger.
An Demenz Erkrankte leben (noch/wieder) in der Vergangenheit bzw. ihre Gegenwart und Vergangenheit verschmelzen miteinander. Das kann dazu führen, dass sie sich selbst nicht mehr im Spiegel erkennen oder sich anziehen, um zur Arbeit zu gehen. Hier kann es hilfreich sein, das Thema Arbeit aufzugreifen, wertschätzend zu formulieren, wie schön es ist, dass Papa/Opa so lange gearbeitet hat und dass ihm die Arbeit ja immer Spaß gemacht hat. Hier die Realität anzusprechen, dass er ja schon lange in Rente sei, führt eher zu Unverständnis und negativen Gefühlen, denn Argumente werden nicht mehr verstanden.
Menschen mit beginnender und fortgeschrittener Demenz wollen meist kein isoliertes Leben führen. Daher ist es sinnvoll, sie in Alltagsaktivitäten, wie Betten machen, Wäsche falten, Salat zupfen, abstauben etc., einzubeziehen. Hierbei sollte man sie begleiten, ihnen die Dinge erklären und sie praktisch vormachen. Die Freude am Tun ist dabei wichtiger als die korrekte Ausführung der Tätigkeiten.
Bei der Orientierung an der Lebensgeschichte/Biografie können die Vorlieben, Gewohnheiten, Hobbys, der Beruf und andere interessante Dinge erfahren werden. Dieses Wissen kann sinnvoll genutzt werden, um dem Menschen mit Demenz das Gefühl von Sicherheit zu geben. Oft empfiehlt es sich, andere Angehörige oder Freunden und Bekannten nach diesen Dingen zu fragen. Kindheits- und Jugenderinnerungen werden am ehesten über das gemeinsame Anschauen von Fotos geweckt. Auch Vorlesen und das gemeinsame Backen, Riechen und Essen von z. B. Pflaumenkuchen aktivieren die Sinne und die Erinnerungen.
Musik zu hören und selbst zu musizieren, macht Menschen mit Demenz häufig viel Freude. Gleiches gilt für das gemeinsame Singen, da Musik auf vielen Ebenen im Gehirn gespeichert bleibt.
Bewegungsdrang kann durch Spaziergänge, kleine Ausflüge, Ballspielen, Tanzen und Kegeln ausgelebt werden.
Auch leichte Gesellschaftsspiele, bei denen man die Regeln vereinfacht, sind geeignet. Menschen mit Demenz sollten nicht überfordert werden. So ist z. B. Memory ungeeignet.
Gemeinsames Essen vermittelt Sicherheit und Geborgenheit:
Auch die Kommunikation wird durch eine Demenz stark verändert. So haben Menschen mit Demenz z. B. Wortfindungsstörungen, auch das Bilden von Sätzen wird zunehmend schwieriger. So wird vergessen, was sie sagen wollten, oder das Folgen eines Gesprächs wird schwieriger. Nicht selten sprechen sie immer weniger und ziehen sich zunehmend zurück.
Im Folgenden werden hilfreiche Tipps zur Kommunikation mit einem Menschen mit Demenz gegeben:
Besonders wichtig ist es in der Kommunikation und im Kontakt mit Menschen mit Demenz, die Gefühle hinter Äußerungen zu verstehen und auf diese Gefühle einzugehen. Wertschätzung, ein würdevoller Umgang miteinander und Unterstützung sind dabei handlungsleitende Grundeinstellungen.
Folgende Aspekte sind ebenfalls sehr hilfreich:
Zuwendung und Berührung
Geborgenheit und Wohlbefinden
Am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilnehmen
Kontakt zu Tieren ermöglichen
Angehörige eines Menschen mit Demenz haben ihre eigenen Bedürfnisse, Stärken
Angehörige eines Menschen mit Demenz haben ihre eigenen Bedürfnisse, Stärken und Schwächen. Durch die Inanspruchnahme bedarfsgerechter Entlastung und Unterstützung schützen sie sich selbst vor Überforderung und gesundheitlichen Folgen.
Die aufgeführten Aspekte können dabei helfen:
Erzählen Sie Menschen in Ihrem Umfeld von der Erkrankung. So können alle mithelfen, mit Verständnis die Würde eines Menschen mit Demenz zu schützen.
Menschen mit Demenz verletzen leicht Konventionen, was zu problematischen Situationen führen kann. Was tun, ohne den Kranken bloßzustellen?
Überreichen Sie das Verständniskärtchen, eine kleine Visitenkarte mit dem Text: „Ich bitte um Verständnis! Mein Angehöriger ist dement (verwirrt) und verhält sich deshalb ungewöhnlich.“
Erleben Sie die spontane Solidarität Ihrer Mitmenschen. Das Verständniskärtchen wird z. B. von der Alzheimer Angehörigen Initiative e. V. bereitgestellt.