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Gesundheitskasse am 26.08.2025 11:33 bereitgestellt.
Eine chronische Niereninsuffizienz (cNI) ist eine schleichend fortschreitende und dauerhaft bestehende Einschränkung der Nierenfunktion. Im Verlauf verschlechtert sich die Fähigkeit der Nieren, Abfallstoffe aus dem Blut zu filtern, zunehmend. Im Endstadium funktioniert die Niere kaum oder gar nicht mehr, was zu einem Nierenversagen mit Ansammlung giftiger Stoffe im Körper (Urämie) führt.
WELCHE FUNKTIONEN HABEN DIE NIEREN?
Die Nieren übernehmen wichtige Aufgaben im Körper, insbesondere bei der Regulation von Wasser- und Salzhaushalt sowie der Reinigung des Blutes. Ihre Hauptfunktionen sind:
Produktion und Ausscheidung von Urin
Sie filtern Abfallstoffe und Giftstoffe aus dem Blut, die bei der Zellarbeit entstehen, und scheiden diese über den Urin aus.
Steuerung verschiedener lebenswichtiger Prozesse:
Regulierung des Säure-Basen-Haushalts, um den pH-Wert des Blutes konstant zu halten
Kontrolle des Elektrolythaushalts (Natrium, Kalium, Kalzium, Phosphat)
Blutdruckregulation durch Ausschüttung des Hormons Renin
Einfluss auf den Knochenstoffwechsel durch Aktivierung von Vitamin D3
Förderung der Blutbildung
Produktion des Hormons Erythropoetin, das die Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark anregt.
WAS SIND DIE HÄUFIGSTEN URSACHEN EINER CHRONISCHEN NIERENINSUFFIZIENZ?
Für das Entstehen einer chronischen Niereninsuffizienz gibt es viele mögliche Ursachen. Die häufigsten sind:
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
Bluthochdruck (Hypertonie)
Chronische Entzündungen der Nieren oder des Nierenbeckens
Autoimmunerkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet
Erblich bedingte (genetische) Erkrankungen, wie zum Beispiel Nierenzysten
Nierenschäden durch langfristigen oder übermäßigen Gebrauch von Schmerzmitteln
WELCHE RISIKOFAKTOREN GIBT ES?
Es gibt viele Risikofaktoren, die jedoch durch entsprechende Maßnahmen positiv beeinflusst werden können:
Unbehandelter Bluthochdruck
Schlechte Blutzuckereinstellung bei Diabetes
Einnahme von nicht verschreibungspflichtigen, nierenschädigenden Medikamenten
Fortgesetztes Rauchen (Nikotinkonsum)
Chronische, unbehandelte Infektionen
Übergewicht (Adipositas)
WELCHE KRANKHEITSZEICHEN GIBT ES?
Krankheitszeichen (Symptome) entstehen durch Ausfall der verschiedenen Funktionen und können an vielen Orten im Körper auftreten.
Krankheitszeichen durch gestörte Hormonproduktion:
Hautblässe und erhöhte Blutungsneigung aufgrund von Blutarmut (Anämie)
Gesteigertes Kälteempfinden ebenfalls durch Anämie
Knochenschwund (renale Osteopathie)
Wachstumsverzögerung durch Hemmung des Wachstumshormons
Krankheitszeichen durch Überwässerung:
Schwellungen (Ödeme), besonders an Füßen, Beinen und im Gesicht
Bluthochdruck
Herzrhythmusstörungen und Herzbelastung
Atemnot durch Flüssigkeitsansammlung in der Lunge (Lungenödem)
Krankheitszeichen durch Harnvergiftung (Urämie):
Da giftige Stoffe nicht mehr mit dem Urin ausgeschieden werden können, sammeln sie sich im Körper an und führen zu folgenden Symptomen:
Luftnot durch Übersäuerung des Blutes (metabolische Azidose)
Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen
Müdigkeit und Abnahme geistiger (kognitiver) Fähigkeiten, z. B. Denkvermögen, bedingt durch zunehmende Blutarmut (Anämie) und Urämie
Juckreiz und Veränderung der Hautfarbe (urämisches Hautkolorit) durch Ablagerung von Urämietoxinen in der Haut
Intensiver urinartiger Geruch (urämischer Foetor), vor allem in der Atemluft und im Schweiß
WELCHE KRANKHEITSSTADIEN GIBT ES?
Die chronische Niereninsuffizienz wird in verschiedene Stadien eingeteilt. Maßgeblich dafür ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) – ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Die GFR wird aus Blutuntersuchungen und ggf. der Urinausscheidung berechnet und in ml/min/1,73 m² angegeben. Sie zeigt an, wie viel Nierenfunktion noch erhalten ist bzw. wie hoch die Entgiftungsleistung der Nieren ist. Bei fortschreitender Nierenfunktionsstörung sinkt die GFR.
Stadium 1: Nierenfunktion ist nahezu normal, die Niere arbeitet zu 90–100 % (GFR > 90 ml/min/1,73 m²)
Stadium 5: Endstadium bzw. Nierenversagen, Niere arbeitet unter 15 % (GFR < 15)
Quelle:
Kuhlmann, Martin K.: Ernährung bei Niereninsuffizienz: Mittelmeerdiät bietet auch Nierenkranken viele Vorteile. In: Deutsches Ärzteblatt 33-34/2016, SUPPLEMENT: Perspektiven der Urologie
WELCHE BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN GIBT ES?
Im Mittelpunkt steht die Behandlung der Grunderkrankung sowie die Kontrolle der Symptome, wie Bluthochdruck, Wassereinlagerungen, Blutarmut und Elektrolytverschiebungen.
Schädigende Faktoren, wie die Einnahme bestimmter nicht verschreibungspflichtiger Schmerzmittel und Rauchen (Nikotinkonsum), sollten vermieden werden.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Therapie ist eine an das Stadium der Niereninsuffizienz angepasste Diät.
Infektionskrankheiten müssen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Impfungen können dabei helfen, Infektionen vorzubeugen.
Bei Fortschreiten der Niereninsuffizienz bis zum Nierenversagen wird in Absprache mit der Ärztin bzw. dem Arzt eine Entscheidung getroffen zwischen:
Weiterführung einer rein konservativen Therapie (best supportive care), z. B. Behandlung der Grunderkrankung und Ernährung
Beginn von Nierenersatzverfahren, wie der Hämodialyse (Blutwäsche)
Nierentransplantation
WELCHE BLUTREINIGUNGSVERFAHREN (NIERENERSATZTHERAPIE, DIALYSE) GIBT ES?
Dialyse ist eine Therapiemethode, bei der harnpflichtige Substanzen, die normalerweise über den Urin ausgeschieden werden, aus dem Blut entfernt werden.
Die Hämodialyse wird an einem Dialysegerät in einer spezialisierten Einrichtung durchgeführt.
Das zentrale Element ist der Dialysator. Er besteht aus feinen Röhrchen (Kapillaren) mit sehr kleinem Innendurchmesser, durch die das Blut fließt. Dieses wird von einer speziellen Dialyseflüssigkeit umspült. Durch winzige Poren in den Kapillarwänden gelangen Abfallstoffe aus dem Blut in die Dialyseflüssigkeit und werden so entfernt.
Für die Hämodialyse ist ein Zugang zum Blutkreislauf nötig, der das Blut aus dem Körper zum Gerät und wieder zurückführt. Dafür wird meist am Arm eine künstliche Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene (Dialyseshunt) geschaffen. Dieser Zugang erleichtert das Anschließen der Dialyseschläuche (Shuntpunktion).
Die Peritonealdialyse findet zu Hause statt.
Das Bauchfell (Peritoneum) wirkt dabei als natürliche Dialysemembran – ähnlich wie ein zusammengeknülltes Spültuch.
Dialyseflüssigkeit wird in die Bauchhöhle eingefüllt, wo über das Bauchfell Abfallstoffe aus dem Blut herausgefiltert werden.
Für die Peritonealdialyse wird ein künstlicher Zugang (Katheter) in die Bauchhöhle gelegt. Über diesen Anschluss werden die Schläuche mit der Dialyseflüssigkeit verbunden („exit“ genannt). Die Einstichstelle muss unter keimarmen Bedingungen gepflegt werden.
PFLEGERISCHE UNTERSTÜTZUNG
Tägliche Trinkmenge festlegen und einhalten
Tägliche Gewichtskontrolle mit festgelegtem Zielgewicht
Tägliche Kontrolle auf Wassereinlagerungen (Ödeme)
Tägliche Hautpflege bei Juckreiz mit rückfettenden, Urea-haltigen Produkten
Lichtschutz besonders bei oder nach Therapien, die das Immunsystem beeinträchtigen
Psychosoziale Begleitung bei der Krankheitsbewältigung
Pflege und Beobachtung des Shunt-Arms; keine Blutdruckmessung oder Blutabnahme am Shunt
Vorsichtiges Entfernen von Pflastern zur Vermeidung von Hautverletzungen
Schonung anderer Blutgefäße für spätere Shunt-Anlagen
Regelmäßige Gewichtskontrollen und Blutdruckmessungen
Angepasste Trinkmenge und regelmäßige Mahlzeiten (häufig kleinere Portionen)
Bewegung fördern und Pneumonie vorbeugen
Unterstützung zur Selbsthilfe mit Hilfsmitteln
Sorgfältige Körperpflege und Hygiene wegen geschwächtem Immunsystem
Keine Wärmeflaschen bei Diabetikern wegen Verbrennungsgefahr
Verstopfung durch ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung vermeiden
Psychosoziale Begleitung bei der Krankheitsbewältigung und der Abhängigkeit vom technischen Gerät
Tägliche Kontrolle der Kathetereintrittsstelle (Exit) auf Rötung, Schwellung, Schmerzen oder Infektionszeichen
Hygiene der Eintrittsstelle unter keimarmen Bedingungen sicherstellen
Anleitung und Unterstützung bei der Handhabung der Dialyseflüssigkeit und des Katheters
Beratung zur Einhaltung der Trinkmenge und Ernährung entsprechend der ärztlichen Vorgaben
Förderung der Mobilität und Vermeidung von Komplikationen wie Verstopfung
Beobachtung des Allgemeinzustands und zeitnahe Meldung von Veränderungen an das Behandlungsteam
Die chronische Niereninsuffizienz ist eine langfristige Erkrankung, die das Leben der Betroffenen nachhaltig beeinflusst. Obwohl sie nicht heilbar ist, können durch eine frühzeitige Diagnose, konsequente Behandlung der Grunderkrankungen und eine angepasste Lebensweise das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt und Komplikationen reduziert werden. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Erkrankung, medizinische Betreuung sowie die Unterstützung durch Angehörige und Pflegekräfte tragen dazu bei, die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten und gute Momente trotz der Krankheit zu ermöglichen.