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SCHMERZ

WAS BEDEUTET SCHMERZ?

Schmerz ist in der Regel eine Folge von Krankheiten oder Verletzungen und wird von der Weltschmerzorganisation als ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis definiert. Doch Schmerz ist auch ein nützlicher Helfer. Schmerz zeigt an, wo Reizungen, Wunden oder Entzündungen entstanden sind, und ob diese sich ausbreiten. Schmerz ist ein wichtiges Signal, das den Körper vor Gefährdung der Gesundheit warnt.

WELCHE ARTEN VON SCHMERZEN GIBT ES?

Schmerz kann anhand verschiedener Gesichtspunkte eingeteilt werden.

Zum Beispiel:

  • plötzlich auftreten (akut)
  • von Dauer (chronisch)
  • nach Schmerzqualität der subjektiven Bewertung von Schmerz (z. B. heftig, stark, schrecklich, quälend) und Charakter (z. B. hell, brennend, dumpf, klopfend)
  • nach Stärke - individuell empfundene Intensität
  • nach Schmerzlokalisation
  • nach Ursachen

Akuter Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal des Körpers. Wenn er auftritt, muss die Ursache ausfindig gemacht und beseitigt werden. Der akute Schmerz verschwindet meist nach einigen Stunden oder Tagen. Oft hilft es schon, den schmerzenden Bereich zu entlasten und zu kühlen (z. B. bei Entzündungen) oder zu wärmen (z. B. bei Arthrose). Je nach Schmerz werden unterschiedliche Medikamente oder eine Kombination verschiedener Arzneimittel ärztlich verordnet.

Als chronischer Schmerz wird ein Zustand bezeichnet, in dem der Schmerz länger als drei bis sechs Monate anhält. Auch wiederkehrender Schmerz, wie z. B. Migräne, gilt als chronischer Schmerz, wenn er an mehr als 15 Tagen im Monat auftritt. Chronischer Schmerz wird häufig begleitet von Schlafstörungen, herabgesetzter körperlicher und seelischer Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Die Behandlung setzt auf mehreren Ebenen an und bedeutet eine medikamentöse Behandlung, berücksichtigt aber auch die psychische und soziale Situation der Betroffenen.

WAS KÖNNEN ANZEICHEN FÜR SCHMERZ SEIN?

Vielen Menschen fällt es nicht leicht ihren Schmerz zu beschreiben. Oft sprechen sie von „unangenehmen“ Gefühlen oder Beschwerden. Menschen mit Erkrankungen wie z. B. einer Demenz können Schmerzen oft gar nicht in Worte fassen.

Anzeichen für Schmerzen sind:

  • die Mimik – ein schmerzhaft verzogenes Gesicht, Grimassen, ein starrer Blick, Stirnrunzeln, geschlossenen Augen
  • die Gestik – Nesteln, Festhalten von Gegenständen oder Dingen, abwehrende Bewegungen, Bewegungsstarre
  • die Körperhaltung – Schutzhaltung der schmerzhaften Region, Schonhaltung
  • der stimmliche Ausdruck – Jammern und Stöhnen, angestrengte Atmung, leise, kraftlose Sprechstimme

Auch der Zustand der Verwirrtheit kann auf Schmerzen hinweisen bzw. zurückzuführen sein.

WIE KANN SCHMERZ GEMESSEN WERDEN?

Ein verbreitetes Verfahren Schmerz zu erfassen bzw. zu messen ist die Erhebung des Schmerzempfindens des Betroffenen. Dafür werden gezielte Fragen gestellt. Zum Beispiel:

  • Wann und wo ist der Schmerz aufgetreten?
  • Wie fühlt sich der Schmerz an?
  • Wie stark ist der Schmerz auf einer Skala von 1 bis 10?
  • Wie wirkt sich der Schmerz auf Alltagsaktivitäten aus?

Ergänzende Fragen nach Stimmung, Schlafqualität, familiären oder beruflichen Belastungen ermöglichen die Begleitumstände zu erheben, die das Schmerzempfinden beeinflussen.

Mit einer Schmerzskala wird die subjektive Schmerzstärke gemessen. Sie erlaubt eine möglichst präzise Schmerzerfassung und wird häufig im Rahmen einer Schmerzanamnese eingesetzt.

Bei chronischem Schmerz kommt auch die Erfassung über einen längeren Zeitraum in Form eines Schmerztagebuchs in Betracht. Darin wird die Zeit und der Umstand erfasst, wann der Schmerz beginnt und wie er verläuft.

WIE WIRD CHRONISCHER SCHMERZ BEHANDELT?

Chronischer Schmerz wird multimodal behandelt, das heißt nicht nur mit einer medikamentösen Therapie, sondern auch im Bereich der Psycho-, Physio- und Ergotherapie. Für chronisch erkrankte Menschen ist außerdem eine sozialmedizinische Beratung empfohlen. Auch sogenannte nicht-medikamentöse Unterstützung, kann eine wichtige Stütze sein.

Zum Beispiel:

  • körperliche Aktivität und Bewegungsübungen zur Verbesserung der Körperfunktionen und Minderung von Schmerz
  • Ernährungsberatung und ggf. Gewichtsabnahme
  • Hilfsmittel, z. B. Gehhilfen, Schienen oder orthopädische Schuhe
  • Entspannung, Meditation, autogenes Training
  • Gesprächsgruppen (Selbsthilfe)
  • Verhaltenstherapie zur Förderung eines besseren Umgangs mit dem Schmerz
  • Akupunktur
  • Aromapflege

UMGANG MIT BETROFFENEN

Die Unterstützung des Betroffenen und ein empathischer Umgang mit der Lebenssituation spielt eine wichtige Rolle. Jedoch ohne übermäßiges Mitleid zu zeigen, um den Schmerz nicht zum Mittelpunkt im Leben des Betroffenen zu machen.

Zum Beispiel:

  • Ernst nehmen der betroffenen Person und ihre Schmerzempfindung
  • Aufmerksam sein gegenüber den verschiedenen Ausdrucksweisen von Schmerz: körperlich, seelisch (z. B. Trauer, Angst), sozial (z. B. Isolation und Einsamkeit) und spirituell (z. B. Krise, Hadern)
  • Zuwenden durch gemeinsame Aktivitäten und Pflege sozialer Kontakt
  • Ablenken durch Hobbies oder Haustiere
  • Selbsthilfe ermöglichen z. B. durch Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe