PFLEGEN ZU HAUSE

WENN WOHNEN BESCHWERLICH WIRD

BARRIEREFREIHEIT UND ASSISTENZSYSTEME FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT

Mit dem Älterwerden und/oder dem Eintritt von Pflegebedürftigkeit ändern sich auch die Anforderungen an die Wohnung. Treppen und Schwellen können mitunter nur noch mühsam überwunden werden, Bäder sind nicht mehr leicht zu benutzen, das Bett ist zum Aufstehen zu niedrig, der nächtliche Weg zum Bad zu weit. Doch was kann getan werden, um das Zuhause an die veränderten Bedürfnisse anzupassen?

In vielen Fällen reichen bereits einfache Hilfsmittel wie Toilettensitzerhöhungen, Haltegriffe oder Toilettenstühle aus, um den Alltag erheblich zu erleichtern. Zusätzlich können bauliche Anpassungen wie der Umbau des Bades oder die Beseitigung von Schwellen notwendig sein.

Darüber hinaus entwickelt sich die Wohntechnologie rasant weiter und bietet immer mehr digitale Lösungen, um das Zuhause altersgerecht zu gestalten. So kann die Integration von „Altersgerechten Assistenzsystemen“ (auch Ambient Assisted Living, AAL genannt) die Lebensqualität pflegebedürftiger Menschen erheblich verbessern. Neben klassischen Anpassungen erleichtern diese Assistenzsysteme alltägliche Aufgaben, sorgen für mehr Sicherheit und ermöglichen ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden.

WAS IST BARRIEREFREIHEIT?

Barrierefreiheit bedeutet, Wohnraum so zu gestalten, dass er für Menschen mit unterschiedlichen körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen ohne besondere Erschwernis zugänglich und nutzbar ist. Zu den gängigen Maßnahmen zählen Treppenlifte, Bad- und Küchenumbauten, Hausnotrufsysteme sowie digitale Lösungen wie Sprachsteuerungen für Licht oder Türen.

Analyse der Bedürfnisse

Identifizieren Sie die speziellen Bedürfnisse sowie die Ressourcen der pflegebedürftigen Person. Überlegen Sie, welche Hindernisse beseitigt werden müssen und welche technologischen Unterstützungen sinnvoll sind. Denken Sie auch daran, welche Kompetenzen zur Bedienung und Wartung der Technik erforderlich sind.

Wohnungsanpassungen

  • Türbreite und Zugänge: Verbreiterte Türen und stufenfreie Zugänge erleichtern die Bewegung im Wohnraum.
  • Badezimmer: Ein rollstuhlgerechtes Badezimmer mit Haltegriffen und einer begehbaren, bodengleichen Dusche ist häufig notwendig.
  • Küche: Höhenverstellbare Arbeitsplatten und gut erreichbare Schränke unterstützen die Selbstversorgung.
  • Bodenbeläge: Rutschfeste Beläge reduzieren das Sturzrisiko erheblich.

WAS IST AMBIENT ASSISTED LIVING (AAL)?

Ambient Assisted Living (AAL) bezeichnet den Einsatz digital vernetzter Technologien, um die Selbstständigkeit von Menschen im häuslichen Umfeld zu fördern und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Als Teilbereich der Smart-Home-Technologien (intelligentes Wohnen) integriert AAL Kommunikation, Überwachung und Unterstützung in den Alltag.

Beispiele hierfür sind Bewegungsmelder zum Einbruchschutz, Sturzmelder, sprachgesteuerte Rollläden, schlüsselloses Türöffnen per Fingerabdruck oder intelligente Videotürklingeln. Diese Sicherheits- und Komforttechnologien bieten besonders Menschen mit Mobilitätseinschränkungen wertvolle Unterstützung. Im Smart Home sind die Geräte über das hauseigene WLAN miteinander vernetzt und lassen sich bequem über mobile Endgeräte steuern.

Altersgerechte Assistenzsysteme ergänzen klassische Maßnahmen der Barrierefreiheit und schaffen so eine ganzheitliche Unterstützung im häuslichen Wohnumfeld.

Analyse der Bedürfnisse

Auch beim Einsatz smarter Technologien ist es wichtig, im Vorfeld die individuellen Bedürfnisse und Ressourcen der pflegebedürftigen Person zu ermitteln. Konzentrieren Sie sich dabei besonders darauf, welche technischen Unterstützungen im Alltag oder im Pflegeprozess einen echten Mehrwert bieten. Berücksichtigen Sie außerdem, welche Kompetenzen für Bedienung und Wartung der Technik erforderlich sind. Überlegen Sie auch, wer im Notfall, etwa bei einem Sturz, benachrichtigt werden soll – Angehörige, Nachbarn oder der Hausnotruf?

Auswahl der Technik

Bei der Auswahl geeigneter digitaler Technik für Ihren Haushalt sind weitere spezifische Faktoren und technische Voraussetzungen zu berücksichtigen:

  • Die Nutzung digitaler Technik geht häufig mit der Verarbeitung sensibler personenbezogener (Gesundheits-)Daten einher. Faktoren wie Art der Daten, Speicherort sowie Übertragungs- und Verarbeitungswege können den Preis, die Datenschutzkonformität und damit letztlich Ihre Entscheidung beeinflussen. Überlegen Sie daher genau, welche Daten Sie für welchen Zweck freigeben möchten!
  • Manche digitale Geräte erfordern eine fachgerechte Installation, etwa ein Herdwächter. Suchen Sie sich in diesem Fall möglichst einen Elektriker, der sich auf Smart-Home-Systeme spezialisiert hat.
  • Es gibt zahlreiche Produkte verschiedener Hersteller, jedoch keinen einheitlichen Standard, der Kompatibilität und Interoperabilität garantiert. Achten Sie daher darauf, welche Schnittstellen Ihr Smart-Home-System bietet, ob die gewünschten Produkte integrierbar sind und ob sich die Funktechnologie bei Bedarf anpassen lässt.

Wenn Sie digitale Technik für einen bestimmten Zweck oder Pflegebedarf suchen oder sich einen Überblick über die Möglichkeiten verschaffen möchten, können Sie den neutralen und kostenlosen „Mein Technik-Finder“ des Landeskompetenzzentrums Pflege 4.0 Berlin nutzen.

Pflege und Betreuung

AAL ist kein Ersatz für persönliche Pflege, kann diese jedoch sinnvoll ergänzen. So kann ein AAL-System Pflegepersonal oder pflegende Angehörige alarmieren, wenn der Kühlschrank über längere Zeit nicht geöffnet wurde – ein Hinweis auf Inaktivität oder unzureichende Selbstversorgung. Ähnlich funktionieren intelligente Tablettenspender, die eine Meldung senden, wenn ein Medikament nicht zur vorgesehenen Zeit eingenommen wurde. Zudem können Kommunikations- und Versorgungswege effizienter gestaltet werden, etwa durch die digitale Dokumentation von Vitalwerten.

Finanzierung und Unterstützung

Finanzielle Unterstützung und Zuschüsse für barrierefreie Wohnungsanpassungen sowie Ambient Assisted Living (AAL)-Technologien können je nach Bundesland und Region unterschiedlich ausfallen. Oft werden bestimmte Maßnahmen erstattet, wenn sie nachweislich die Lebensqualität und Sicherheit der pflegebedürftigen Person verbessern.

TIPPS FÜR PFLEGEBEDÜRFTIGE PERSONEN SOWIE AN- UND ZUGEHÖRIGE

  • Kommunikation: Offene Kommunikation ist entscheidend, um die Bedürfnisse und Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person zu verstehen und die bestmögliche Unterstützung zu gewährleisten.
  • Selbstständigkeit fördern: Barrierefreiheit und AAL sollen die Selbstständigkeit nicht einschränken, sondern stärken. Ermutigen Sie die pflegebedürftige Person, so unabhängig wie möglich zu bleiben.
  • Regelmäßige Anpassungen: Die Bedürfnisse und Fähigkeiten können sich im Laufe der Zeit ändern. Überprüfen Sie deshalb regelmäßig die Wohnsituation und passen Sie Maßnahmen sowie technische Hilfen bei Bedarf an.

Eine barrierefreie Wohnung und die Einbindung intelligenter Technologien können das Leben von Pflegebedürftigen deutlich verbessern und den pflegenden An- und Zugehörigen Ruhe und Sicherheit geben. Anpassungen und Technologien sollten immer an die aktuellen individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person angepasst werden. Eine sorgfältige Planung und regelmäßige Überprüfung sind dabei entscheidend, um die bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten.

Individuelle Beratung und Unterstützung zu Barrierefreiheit, wohnumfeldverbessernden Maßnahmen und dem Einsatz digitaler Technologien erhalten Sie kostenlos und neutral in allen Pflegestützpunkten.

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN

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