PFLEGEN ZU HAUSE

IN­KON­TINENZ

WAS BEDEUTET INKONTINENZ?

Mit dem Begriff Inkontinenz bezeichnet man den ungewollten Abgang von Ausscheidungen, also von Urin und Stuhl.

Inkontinenz ist für viele Betroffene aber auch Angehörige ein schwieriges, mit Scham verbundenes, Thema und wird sehr selten direkt angesprochen oder besprochen.

Viele Betroffene ziehen sich zurück und meiden Aktivitäten mit anderen Menschen, vor allem außerhalb der eigenen vier Wände. Um einer sozialen Isolation vorzubeugen, eine Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen und zu gefühlter Lebensqualität beizutragen, kann es helfen das Thema behutsam anzusprechen.

Nach der Art der Inkontinenz sind zu unterscheiden:

Der Begriff Harninkontinenz bezeichnet den ungewollten Abgang von Urin zwischen den Toilettengängen. Eine Harninkontinenz tritt vor allem bei älteren und pflegebedürftigen Menschen auf, z. B., wenn durch eine herabgesetzte Orientierung nicht mehr rechtzeitig die Toilette erreicht wird oder aufgrund von Einbußen in der Feinmotorik die Knöpfe oder Reißverschlüsse nicht rechtzeitig geöffnet werden können.

Ursachen

Es gibt unterschiedliche Arten der Harninkontinenz, die sich in ihren Ursachen unterscheiden, z. B. als Folge von anatomischen Veränderungen oder Erkrankungen oder als Komplikation von Operationen. Die häufigsten Formen sind die:

  • Belastungsinkontinenz - Harnverlust unter körperlicher Anstrengung (z. B. Treppensteigen, Husten)
  • Unbewusste Inkontinenz - Harnverlust, der nicht wahrgenommen wird und auch nicht mit Harndrang einhergeht
  • Post-miktionelles Tröpfeln - Nachtröpfeln von Urin nach der willentlichen Blasenentleerung
  • Dranginkontinenz - der Harnverlust tritt durch einen starken, nicht zu unterdrückenden Harndrang auf (z. B. Blasenentzündung)

Auch bestimmte Vorerkrankungen wie Diabetes, Parkinson und starkes Übergewicht erhöhen das Risiko für eine geschwächte Blase.

Maßnahmen

Behandlungsmöglichkeiten gibt es viele: von Beckenbodentraining und „Toilettentraining“, über Medikamente bis hin zu verschiedenen Operationsverfahren.

Ein Toilettentraining kann helfen die Kontrolle über die Harnblase zu verbessern. Dabei wird die Zeit zwischen den Toilettengängen kontinuierlich gesteigert. Dadurch wird die Blase trainiert, so dass sie mehr Urin aufnehmen/halten kann.

Hilfsmittel

Inkontinenzeinlagen sind aufsaugende Hilfsmittel, die es für Frauen und Männer in unterschiedlicher Passform und verschiedenen Größen gibt. Die Wahl des richtigen Produktes hängt vom Ausscheidungsverhalten und der Harnmenge ab und kann tagsüber anders sein als nachts, z. B. Vorlagen mit einer Fixierhose oder Pants.

Ist der Weg zur Toilette nicht möglich, gibt es sogenannte mobile Toilettenstühle oder Urinflaschen/Urinschiffchen für Frauen.

Ein weiteres Hilfsmittel sind ableitende Katheter.

Ein anderes ableitendes Hilfsmittel für Männer ist das sogenannte Kondomurinal. Dabei handelt es sich um einen kondomartigen Überzieher, der den ablaufenden Urin in einen Beutel leitet.

Pflegerischer Hinweis

Da die Haut durch den häufigen Kontakt mit Urin gereizt wird, ist die Hautpflege besonders wichtig. Sie sollte deshalb unmittelbar gereinigt und anschließend bei Bedarf eingecremt werden. Auch die richtige Anwendung von Hilfsmitteln ist wesentlich, d.h. Inkontinenzeinlagen nicht wiederverwenden, nicht unterschiedliche Produkte kombinieren oder doppelte Mengen anwenden.

Mit dem Begriff Stuhlinkontinenz bezeichnet man den ungewollten Abgang von Darmgasen, flüssigen oder festen Stuhl zwischen den Toilettengängen.

Ursachen

Die Stuhlinkontinenz ist nicht immer mit einer Grunderkrankung verbunden. Sie kann verursacht werden durch:

  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Vernarbungen des Enddarms

Die Stuhlinkontinenz in drei unterschiedliche Grade eingeteilt:

  • Grad 1 - unkontrollierter Abgang von Winden und Darmschleimhaut mit leichter Wäscheverschmutzung
  • Grad 2 - unkontrollierter Abgang von Winden und von flüssigem Stuhl
  • Grad 3 - völlig unkontrollierter Abgang von festem Stuhl, flüssigem Stuhl und von Winden

Maßnahmen

Grundsätzlich kommen folgende Behandlungsmöglichkeiten bei einer Stuhlinkontinenz in Frage:

  • Stuhlregulierung (Beeinflussung der Stuhlkonsistenz)
  • Beckenbodentraining
  • Medikamente

Hilfsmittel

Es stehen unterschiedliche Hilfsmittel zur Verfügung.

  • Aufsaugendes Inkontinenzmaterial
  • Analtampon
  • Stuhlauffangbeutel
  • Anale Irrigation (Einlauf)

Pflegerischer Hinweis

Da die Haut durch den häufigen Kontakt mit Stuhl gereizt wird, ist die Hautpflege besonders wichtig. Sie sollte deshalb unmittelbar gereinigt und anschließend bei Bedarf eingecremt werden. Auch die richtige Anwendung von Hilfsmitteln ist wesentlich, d.h. Inkontinenzeinlagen nicht wiederverwenden, nicht unterschiedliche Produkte kombinieren oder doppelte Mengen anwenden