UMLEITUNG

PROPHYLAXEN

WAS SIND PROPHYLAXEN?

Als Prophylaxe bezeichnet man die Gesamtheit aller Maßnahmen, die dazu dienen, eine Beeinträchtigung der Gesundheit durch Risikofaktoren, Krankheiten oder Unfälle vorzubeugen und zu verhindern. Auch die Vermeidung von Zweiterkrankungen durch rechtzeitige Behandlung einer Grunderkrankung ist eine Form der Prophylaxe. Zu üblichen prophylaktischen Maßnahmen gehören z. B. auch Impfungen, präventive Medikamentengabe, Isolierung von infektiösen Personen oder Schritte, die der Verhinderung von Unfällen dienen.

WAS SIND PROPHYLAXEN IN DER PFLEGE?

Da vorerkranke, geschwächte oder pflegebedürftige Menschen ein höheres Risiko für Verletzungen oder weitere Gesundheitsstörungen haben, sind Prophylaxemaßnahmen ein fester Bestandteil der pflegerischen Versorgung. Dazu zählen u.a.:

  • Soor- und Parotitisprophylaxe
  • Dekubitusprophylaxe
  • Pneumonieprophylaxe
  • Thromboseprophylaxe
  • Kontrakturenprophylaxe
  • Aspirationsprophylaxe
  • Sturzprophylaxe

VERSCHIEDENE PROPHYLAXEN ZUR VERHINDERUNG VON ZWEITERKRANKUNGEN

Der Soor ist eine Pilzerkrankung im Mund, die über den Rachen und die Speiseröhre den gesamten Magen und Darm befallen kann. Bei der Parotitis ist die Parotis (Ohrspeicheldrüse) entzündet. Dies ist sehr schmerzhaft!

Ursachen

Geringe oder keine orale Nahrungsaufnahme bzw. fehlende Kautätigkeit führen zu geringem oder fehlendem Speichelfluss, was die Mundschleimhaut anfälliger macht für Pilzbefall.

Risikofaktoren

  • Bewusstlosigkeit
  • Schluckstörungen (z. B. nach Schlaganfall, Demenz)

Erkennungszeichen

  • trockener Mund mit Borkenbildung
  • Mundgeruch
  • Schmerzen in der Wange und im Innenohr
  • ggf. Fieber

Vorbeugende Maßnahmen

  • Anregung des Speichelflusses durch „Saures“, z. B. Tee, Zitronen- oder Limettensaft
  • ggf. Benutzen von „Speichelersatz“ (fertige Lösung aus der Apotheke)
  • regelmäßige Zahnpflege und Mundspülungen
  • bei einer Zahnprothese diese herausnehmen, säubern, den Mund ausspülen lassen und wiedereinsetzten
  • Lippenpflege

Ein Dekubitus ist ein Druckgeschwür. Er entsteht dort, wo Knochen unmittelbar unter der Haut liegen. Im Volksmund wird oft vom „Wundliegen“ gesprochen.

Ursachen

Aufgrund des anhaltenden Drucks auf das Gewebe wird dieses nicht mehr durchblutet und es entsteht ein Hautdefekt. Ein regelmäßiger Lagerungswechsel (ca. alle 2 - 4 Stunden) führt zur Druckentlastung und kann das Entstehen eines Druckgeschwürs verhindern.

Risikofaktoren

  • Bewegungsarmut/Immobilität aufgrund von Lähmungen,
  • Schmerzen oder Schwäche
  • Bettlägerigkeit
  • Inkontinenz
  • Über- und Untergewicht
  • Sensibilitätsstörungen
  • Durchblutungsstörungen
  • Stoffwechselerkrankungen

Gefährdete Stellen

Überall dort, wo Knochen oberflächlich unterhalb der Haut fühlbar sind, wie z. B. an

  • Steiß
  • Oberschenkelknochen
  • Hüftknochen
  • Ferse
  • Knöchel
  • Ellbogen
  • Hinterkopf
  • Schulter
  • Schulterblätter
  • Ohren

Erkennungszeichen

  • gerötete Haut
  • Blasenbildung
  • Hautdefekt

Vorbeugende Maßnahmen

  • Bewegen (Mobilisation)
  • Druckentlastung (alle 2 - 4 Stunden), Umlagern, Weichlagern, Hohllagern mit Hilfe von Lagerungsmaterialien
  • Durchblutung fördern: Massage, Einreibungen, moderate Wärme
  • sorgfältige Körperpflege und Abtrocknen/Abtupfen
  • Eincremen der gefährdeten Körperstellen
  • Vermeidung von Falten im Laken, Speiseresten und Gegenständen im Bett

Die Pneumonie ist eine Lungenentzündung. Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Pilze) haben das Lungengewebe befallen und zu einer Entzündung geführt, die die Lungenfunktion einschränkt.

Risikofaktoren

  • Vorerkrankungen der Lunge
  • Bewegungsarmut
  • Bettlägerigkeit
  • Schmerzen
  • Schwäche
  • oberflächliche Atmung
  • mangelndes Abhusten
  • Rauchen

Erkennungszeichen

  • deutliche Verschlechterung des Allgemeinbefindens (schlapp, müde, matt)
  • flache, beschleunigte Atmung
  • beschleunigter Puls
  • häufig Anstieg der Körpertemperatur/ggf. Fieber
  • Schmerzen (an Kopf, Brust oder Rücken)
  • Husten (anfangs trocken, später schleimig)

Vorbeugende Maßnahmen

  • Bewegen (Mobilisation)
  • Lagerungswechsel
  • Oberkörper hochlagern
  • zu tiefem Durchatmen anregen, z. B. durch Lachen und Singen
  • zum Abhusten anregen, z. B. durch Einreibungen von Brust und Rücken
  • für frische (befeuchtete) Luft sorgen: mehrmals täglich das Fenster weit öffnen
  • auf ausreichende Trinkmenge (nach ärztlichem Rat) achten

Bei der Thrombose hat sich ein Blutpfropf in den Gefäßen gebildet, der eine weitere Durchblutung verhindert. Dies kommt meist an Ober- oder Unterschenkel vor.

Risikofaktoren

  • Vorerkrankungen, z. B. Herz- und Kreislauferkrankungen, Krampfadern, Lähmungen
  • gesteigerte Blutgerinnung (nach Operationen, im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Entbindung, bei Krebserkrankungen, bei Einnahme der Pille)
  • Bewegungsarmut/Immobilität und Bettlägerigkeit
  • Rauchen

Erkennungszeichen Beinvenenthrombose

  • Gefühl von Schwere
  • Schmerzen, ggf. Waden- und Fußsohlenschmerz
  • Schwellung und Rötung

in dem betroffenen Bein

Vorbeugende Maßnahmen

  • Mobilisation
  • Bewegungsübungen im Bett
  • leichtes Hochlagern der Beine
  • ggf. Stützverband anlegen/Gummistrümpfe anziehen (vor dem Aufstehen!)

Eine Kontraktur ist eine Gelenkversteifung.

Ursachen

Aufgrund anhaltender Bewegungsarmut kommt es zu einer Schrumpfung von Muskeln und Sehnen, die die Beweglichkeit des Gelenkes einschränken. Es können alle Gelenke betroffen sein. Eine besondere Komplikation ist der Spitzfuß, eine Fehlstellung des Fußes.

Risikofaktoren

  • Bewegungsarmut/Immobilität aufgrund von Lähmungen, Schmerzen, Gipsverbänden
  • Bettlägerigkeit

Erkennungszeichen

  • Schmerzen beim Bewegen von Gelenken
  • Schonhaltungen/Fehlhaltungen

Vorbeugende Maßnahmen

  • Mobilisation
  • Bewegung (aktiv und passiv), regelmäßige Krankengymnastik
  • Lagerung (mittlere Position: ohne Streckung und Beugung)

Wichtig: Die Gelenke sind bei einem spürbaren Widerstand oder bei starken Schmerzäußerungen nicht zu bewegen.

Aspiration bzw. Verschlucken bedeutet, dass Nahrung, Flüssigkeit oder Gegenstände während des Einatmens in die Atemwege gelangen.

Ursachen

  • verminderte Kaufähigkeit und Zungenbeweglichkeit
  • gestörten Schluckvorgang

Risikofaktoren

  • neurologische Vorerkrankungen z. B. Schlaganfall, Parkinson, Demenz
  • Nach Beatmung / Intubation
  • Ungeeignete Position bei Nahrungsaufnahme

Erkennungszeichen

  • Häufiges Verschlucken beim Essen/Trinken
  • Räuspern und Husten
  • Atembeschwerden
  • heisere Stimme

Vorbeugende Maßnahmen

  • Nahrung und Getränke im Sitzen anreichen/zu sich nehmen (Kinn Richtung Brustbein, im Bett Oberkörperhochlagerung, am Tisch Füße auf den Boden)
  • angemessene Nahrungskonsistenz anreichen/zu sich nehmen (Brei, dickflüssige Getränke)
  • Hilfsmittel (Trinkhalm) verwenden
  • Nahrungsmittel in kleinen Portionen, Flüssigkeiten schluckweise anreichen/ zu sich nehmen
  • Ruhige Atmosphäre beim Essen/Trinke, Hektik vermeiden
  • Nach dem Essen/Trinken den Mund ausspülen und die Zähne putzen/Prothese reinigen

In der häuslichen Umgebung ereignen sich die meisten Unfälle und Stürze, die schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen können. Ältere Menschen stürzen nicht nur häufiger, sondern auch anders als junge Menschen.

Häufig ziehen sich Menschen, die einen Sturz erlebt haben, massive körperliche Verletzungen (Oberschenkelhalsbruch) zu. Darüber hinaus führt ein Sturz zu Verunsicherung und Ängsten und dadurch nicht selten zu Änderung des Mobilitätverhaltens zu sozialem Rückzug und ggf. Gefühl von Einsamkeit.

Risikofaktoren

Innere Faktoren

  • Erkrankungen des Bewegungsapparates, z.B. Arthrose
  • Erkrankungen des Nervensystems, z. B. Demenz, Parkinson, Schlaganfall, Multiple Sklerose
  • Altersbedingte Veränderung (Reduktion der Muskelmasse, Sehfähigkeit
  • Unerwünschte Neben- und Wechselwirkung von Medikamenten

Äußere Faktoren

  • Wohnumfeld, z. B. Stolperfallen, wie Teppichen, Kabel, Lichtverhältnisse
  • Kleidung und Schuhwerk

Bei der Sturzprävention geht es darum, das individuelle Sturzrisiko zu ermitteln und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um Sicherheit bei der Mobilität zu erhalten!