Diese Informationen wurden Ihnen von dem Projekt PfiFf – Pflege in Familien fördern der AOK Nordost - Die
Gesundheitskasse am 24.05.2023 16:31 bereitgestellt.
Die prophylaktischen Maßnahmen zu kennen, zu lernen und richtig anzuwenden, ist in jeder professionellen Krankenpflegeausbildung ein zentrales Thema. Auch bei der Pflege eines Angehörigen in der Häuslichkeit kommt ihnen eine wichtige Rolle zu. Daher soll im Folgenden näher darauf eingegangen werden, wie Dekubitus, Pneumonie, Kontraktur und Thrombose verhindert werden können.
Der Soor ist eine Pilzerkrankung im Mund, die über den Rachen und die Speiseröhre den gesamten Magen und Darm befallen kann. Bei der Parotitis ist die Parotis (Ohrspeicheldrüse) entzündet. Dies ist sehr schmerzhaft!
URSACHEN
Geringe oder keine orale Nahrungszufuhr bzw. geringe oder fehlende Kautätigkeit führen zu geringem oder fehlendem Speichelfluss.
RISIKOGRUPPE
bewusstlose Menschen
Menschen mit Schluckstörungen (z. B. nach Schlaganfall)
ERKENNUNGSZEICHEN
trockener Mund mit Borkenbildung
Schmerzen in der Wange in Ohrhöhe/ggf. Fieber
Mundgeruch
VORBEUGENDE MASSNAHMEN
regelmäßige Mundpflege: Nach den Mahlzeiten ist das Gebiss herauszunehmen und der Mund auszuspülen
Anregung des Speichelflusses durch „Saures“
ggf. Benutzen von „Speichelersatz“ (fertige Lösung aus der Apotheke)
Lippenpflege nicht vergessen (Dexpanthenol-haltige Augen- und Nasensalbe o. ä.)
DEKUBITUS
Ein Dekubitus ist ein Druckgeschwür. Er entsteht dort, wo Knochen unmittelbar unter der Haut liegen. Im Volksmund wird oft vom „Wundliegen“ gesprochen.
URSACHEN
Aufgrund des anhaltenden Drucks auf das Gewebe wird dieses nicht mehr durchblutet und es entsteht ein Hautdefekt. Wenn ein Mensch nicht regelmäßig (ca. alle 2 Stunden, mit einer speziellen Anti-Dekubitus-Matraze ca. alle 4 Stunden) gelagert wird und es so zur Druckentlastung kommt, kann so ein Druckgeschwür entstehen.
RISIKOGRUPPEN UND -FAKTOREN
alte und schwache Menschen
bettlägerige Menschen
bei Inkontinenz
bei Über- und Untergewicht
bei Durchblutungs- und Stoffwechselstörungen
bei Bewegungsarmut aufgrund von Lähmungen, Schmerzen oder Schwächen
bei Sensibilitätsstörungen
GEFÄHRDETE STELLEN
Überall dort, wo Knochen oberflächlich unterhalb der Haut fühlbar sind, wie z. B. an
Steiß
Oberschenkelknochen
Hüftknochen
Ferse
Außenknöchel
Ellbogen
Hinterkopf
Schulter
Schulterblättern
Ohren
ERKENNUNGSZEICHEN
gerötete Haut (d. h., kurz vorher muss sie weiß, d. h. blutleer, gewesen sein!)
Blasenbildung mit Ablösung feiner Hautschichten
Hautdefekt (offene Hautstelle, die später schwarz werden und sich entzünden kann)
VORBEUGENDE MASSNAHMEN
Mobilisation, d. h., den zu Pflegenden möglichst häufig aus dem Bett holen
Druckentlastung besonders gefährdeter Körperstellen (Lagerungswechsel alle 2 - 4 Stunden) durch
Umlagern, Weichlagern, Hohllagern (Lagerung mit Hilfsmitteln)
gründliche und sorgfältige Körperpflege (gut abtrocknen)
Hautpflege (Rückfettung der Haut nach dem Waschen durch Eincremen)
sorgfältiges Betten (keine Falten durch das Laken, Krümel vermeiden)
Durchblutung fördern: eincremen, umlagern
gesunde Ernährung: reichliches Angebot an Flüssigkeit, Vitaminen und Mineralien
PNEUMONIE (LUNGENENTZÜNDUNG)
Schematische Darstellung einer Lappenpneumonie (links) und einer Bronchopneumonie (rechts), Foto: Eigene Darstellung
Bei der Lungenentzündung haben Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Pilze) das Lungengewebe befallen und führen hier zu einer Entzündung. Eine Pneumonie (Lungenentzündung) entsteht, wenn das Lungengewebe durch einen schädigenden Einfluss angegriffen wird. Es gibt ganz unterschiedliche Ursachen. Besonders häufig wird eine Lungenentzündung durch Bakterien und Viren aus der Atemluft verursacht. Sie werden als infektiöse Pneumonien bezeichnet und meistens durch eine Bakterienart, die Pneumokokken, ausgelöst. Bei kleinen Kindern und im Alter ist auch das Bakterium Haemophilus influenzae ein häufiger Auslöser. In bestimmten Fällen, zum Beispiel bei einer im Krankenhaus erworbenen Lungenentzündung, spielen Problemkeime - wie Coli-Bakterien und Antibiotika-unempfindliche Erreger - eine entscheidende Rolle.
RISIKOGRUPPEN UND -FAKTOREN
alte und schwache Menschen
bei Bettlägerigkeit
bei Bewegungsarmut
bei Rauchern
bei mangelndem Abhusten
bei oberflächlicher Atmung
bei falscher Lagerung
ERKENNUNGSZEICHEN
deutliche Verschlechterung des Allgemeinbefindens (schlapp, müde, matt)
flache, schnellere Atmung
Temperaturanstieg (nicht immer!)
Puls wird schneller
Kopfschmerzen
Brust- oder Rückenschmerzen
zunächst trockener, später schleimiger Husten
VORBEUGENDE MASSNAHMEN
Mobilisation
zu tiefem Durchatmen anregen
Oberkörper hoch lagern
Patienten abhusten lassen
Brust und Rücken einreiben (mit Menthol-, Minze- und Kampferhaltigen Cremes)
Lagerungswechsel
für frische Luft sorgen, d. h., mindestens 2 x täglich die Fenster ganz öffnen
in den Wintermonaten eine Schüssel mit Wasser auf die Heizung stellen
Lachen und Singen mit dem zu Pflegenden, so oft es geht!
KONTRAKTUR
Eine Kontraktur ist eine Gelenkversteifung bzw. eine Schrumpfung von Muskeln und Sehnen. Es können alle Gelenke betroffen sein (sehr häufig Schultergelenk!).
URSACHEN
mangelnde Bewegungen aufgrund von Schmerzen, Gipsverband, Lähmungen u. a.
RISIKOGRUPPEN
gelähmte Menschen (z. B. nach Schlaganfall)
schwache und alte Menschen
Menschen mit Gips
ERKENNUNGSZEICHEN
Schmerzen beim Bewegen von Gelenken
Zwangshaltungen/Schonhaltungen
VORBEUGENDE MASSNAHMEN
allgemeine Mobilisation
Bewegung (aktiv und passiv), regelmäßige Krankengymnastik
richtige Lagerung (mittlere Funktionsstellung)
Einsatz von Lagerungskissen zur Verhinderung des Spitzfußes u. a.
Bitte beachten: Zwangsstellungen sind niemals mit Gewalt zu beheben!
THROMBOSE
Bei der Thrombose hat sich in den Blutgefäßen ein Gerinsel gebildet, das eine weitere Durchblutung, meist an den Beinen und im Oberschenkel, verhindert.
RISIKOGRUPPEN UND -FAKTOREN
Bettlägerigkeit
Krampfadern
Lähmungen
Herz- und Kreislauferkrankungen
gesteigerte Blutgerinnung:
nach Operationen
Schwangerschaft
Entbindung
Krebserkrankung
bei Einnahme von bestimmten Medikamenten
Rauchen
ERKENNUNGSZEICHEN
Gefühl der Schwere im betroffenen Bein
plötzliche oder krampfartige Schmerzen im betroffenen Bein
Schwellung und Rötung des Beines
Überwärmung
VORBEUGENDE MASSNAHMEN
Motivation zu maßvollen und individuellen Bewegungsübungen
Bewegungsübungen im Bett
leichte Hochlagerung der Beine
Stützverband/Kompressionsstrümpfe anziehen (vor dem Aufstehen!)
Medikamente/Blutverdünnungsmittel, z. B. Heparin
STURZPRÄVENTION
STURZPROPHYLAXE
Stürze erleiden wir in allen Lebensphasen. Ältere Menschen stürzen jedoch nicht nur häufiger, sondern auch anders als junge Menschen. Ursachen hierfür sind altersbedingte Funktionseinschränkungen und vielfache Erkrankungen. Stürze können einen schwerwiegenden Einschnitt in die bisherige Lebensführung bedeuten. Eine selbständige Lebensführung kann dadurch gefährdet sein und evtl. zugezogene Wunden oder Frakturen schränken den Bewegungsradius ein.
Als psychische Folge des Sturzes entwickeln ältere Menschen oft eine große Angst vor weiteren Stürzen. Diese Angst führt bei Betroffenen häufig zur Einschränkung der Bewegungsaktivitäten und ihrem Mobilitätsverhalten. Dadurch wird das Sturzrisiko aber nicht vermieden, sondern daraus entwicklen sich ggf. depressive Tendenzen oder Vereinsamung.
Bei der Sturzprävention geht es darum, das individuelle Risiko zu vermeiden und die Mobilität zu erhalten. Zuerst muss das individuelle Risiko ermittelt werden, um entsprechende Präventionsmaßnahmen festzulegen.
Man unterscheidet dabei zwei Gruppen von Risikofaktoren.
DIE „INNEREN“ FAKTOREN
Probleme mit der Körperbalance, Gleichgewicht (Schwindel)
Beeinträchtigung der Kognition und Stimmung (Demenz, Depression, Delir)
Erkrankungen, die zu einer Ohnmacht führen können (Hypoglykämie - zu niedriger Blutzuckerwert, Kreislaufstörungen, Herzrhythmusstörungen, Durchblutungsstörung im Gehirn, Epilepsie)
Ausscheidungsverhalten (Nykturie, Inkontinenz, Probleme beim Toilettengang)
Post-Fall-Syndrom (Sturzangst)
Sturzvorgeschichte
die Einnahme von Medikamenten (zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, Psychopharmaka, Schlaf- und Beruhigungsmittel)
die Einnahme von Suchtmitteln (z. B. Drogen)
DIE „ÄUSSEREN“ FAKTOREN
Verwendung von Hilfsmitteln/Unsicherheiten im Umgang mit Hilfsmitteln (Gehhilfen, Rollstühle, Bettgitter)
Kleidung (zu lange Kleidung, schlecht sitzende Schuhe und/oder Socken)
Gefahren in der direkten Umgebung
Lichtverhältnisse (zu dunkel, blendend)
Stolperfallen, wie umherliegende Kabel
schlecht erkennbare Stufen
nasse Fußböden
glatte Fußböden (Fliesen, blank gebohnert)
ausgetretene oder rissige Fußbodenbeläge
Türschwellen und -schienen
Treppen (zu steil, Treppenschienen)
Teppiche
offene Türen und Fenster
Veränderungen im Bewohnerzimmer (umherliegende Dinge)
Motivation zur Bewegung, Gehübungen in Begleitung (ggf. mit Gehhilfe)
Mobilisation, Kraft-, Gleichgewichtstraining (ggf. Einsatz von Physiotherapie)
„Sturztraining“ – Anleitung zum Verhalten bei Schwindel etc.
Anpassung der Lichverhältnisse (Einsatz von Bewegungsmeldern, Nachtlicht)
Betthöhe einstellen (niedrige Falltiefe, Matratze vor das Bett legen)
Beseitigung von Stolperfallen (Teppiche, Läufer entfernen)
ausreichend Platz schaffen
farbliche Markierung von Stufen, Schwellen (kräftige Farben verwenden, die sich abheben)
Stuhl neben dem Bett zur Erleichterung des Aufstehens positionieren
Polsterung von Hüftknochen (Hüftprotektoren, z. B. bei Osteoporose)
Ellenbogen-, Knieschutz, Helm
erreichbare Rufanlage (Glocke, Babyfon o. ä.)
erreichbare Lichtschalter
Bremsen an Nachttischen, Betten, Rollstühlen, WC-Stühlen, Badewannenlift, Duschstuhl, Wannenhilfen
Haltegriffe (farblich abgehoben)
festes Schuhwerk, Anti-Rutsch-Kralle oder Gleitschutz (Schuhe)
Anti-Rutsch-Kralle (Gehstöcke)
Eiskralle für Gehstöcke
Alle notwendigen Maßnahmen sollten dazu führen, Mobilität zu fördern und zu erhalten sowie die Selbstbestimmung des Betroffenen nicht negativ einzuschränken!