PFLEGEN ZU HAUSE

PFLEGE IN FA­MILIEN FÖRDERN

VORSTELLUNG DES PROJEKTES

Bei einer plötzlich eintretenden Pflegesituation, aber auch in einer längeren Pflegebegleitung, stellt sich häufig die Frage, ob man selbst die Pflege zu Hause übernehmen kann. Viele Vorbereitungen und Entscheidungen sind zu treffen, dazu kommt, den Angehörigen fehlt häufig praxisrelevantes, pflegefachliches Wissen für die alltäglichen Verrichtungen der Pflege, aber auch Kenntnisse über entlastende Hilfen und kompetente Anlaufstellen.

Das Projekt PfiFf – Pflege in Familien fördern setzt genau hier an: Dazu werden zunächst Pflegefachkräfte in Krankenhäusern geschult, die gezielt die praktische Umsetzung von Pflege in Familien und zu Hause unterstützen. Nach der Kontaktaufnahme mit Familienangehörigen, bei der es zunächst um die Aufteilung der Pflegeaufgaben in der Familie geht, besteht die Möglichkeit einer ersten praktischen Anleitung am Krankenbett in der Häuslichkeit.

Darüber hinaus findet ein monatlicher Pflegekurs im Krankenhaus statt, der praktische Handgriffe vertieft, aber auch Unterstützung darin gibt, wie man sich an welchem Ort Informationen und Hilfe holen kann.

Nach Teilnahme der Angehörigen an einem Pflegekurs im Krankenhaus können die PfiFf-Pflegefachkräfte bedarfsweise bis zu sechs Mal in sechs Monaten eine praktische Anleitung zu Hause anbieten.

PROJEKTSCHWERPUNKTE

Das Projekt PfiFf – Pflege in Familien fördern der AOK Nordost – Die Gesundheitskasse soll Familien während einer familialen Pflegeverantwortung stabilisieren und ihre Kompetenzen erweitern. Das sogenannte Pflegenetzwerk – im Idealfall bestehend aus Familie, Freunden und Nachbarn – erhält mit Hilfe der nachstehend genannten drei Module praktische Anleitung und theoretische Wissensvermittlung bereits im Krankenhaus und später in der Häuslichkeit.

1. Individuelle Pflegeanleitung im Krankenhaus

Nachdem ein Angehöriger von einer Pflegekraft auf das PfiFf-Projekt angesprochen wurde und er sich zur Teilnahme entschieden hat, findet eine Verabredung zum Erstgespräch (ca. 30 Min.) und im Anschluss daran zur praktischen Anleitung am Krankenbett im Krankenhaus statt (ca. 45 - 60 Min.). Alternativ können pflegenden Angehörige jederzeit bei den teilnehmenden Krankenhäusern ihr Interesse an einer Teilnahme bekunden.

Die inhaltliche Ausgestaltung richtet sich stark nach den Fragen und Bedürfnissen der Pflegenden und nach der Einschätzung der Pflegefachkraft, was die/der Pflegende braucht, um die Pflege in der Häuslichkeit meistern zu können.

2. Pflegekurs im Krankenhaus

Im Pflegekurs erhalten die Pflegenden praktische Tipps für ihre individuelle Pflegesituation. Ihnen werden die Aspekte der „aktivierenden Pflege“ vorgestellt und wie verhindert werden kann, dass der Gepflegte sogenannte „Zweiterkrankungen“ bekommt. Auch werden verschiedene Pflegehilfsmittel vorgestellt.

Durch die Erfahrungen der anderen Kursteilnehmer und den Austausch mit ihnen können die Pflegenden die Erfahrung machen, dass sie mit ihren Fragen, Sorgen und Ängsten nicht alleine sind und dass manche Probleme, die durch die Pflegesituation entstehen, nicht ungewöhnlich und daher nicht als eigene Schwäche oder gar Versagen zu werten sind.

Wie die Pflegenden es schaffen können, die vielfältigen Anforderungen zu meistern, ohne in eine massive Überforderung zu geraten, ist ebenfalls Thema des Pflegekurses. Die Vorstellung verschiedener möglicher Unterstützungsangebote rund um die Pflege eines Angehörigen ist hier ein Aspekt, dass sich der Pflegende die Erlaubnis geben muss, diese Angebote auch anzunehmen, ein anderer.

Welche Krankheitsbilder und sonstige Themen in den einzelnen Pflegekursen besprochen werden, hängt jeweils von der Zusammensetzung der Kursteilnehmer ab.

Zielgruppe des Pflegekurses sind Menschen, die bereits einen nahen Menschen oder Angehörigen pflegen oder dies in nächster Zeit tun werden. Im Idealfall nimmt ein gesamtes familiäres Pflegenetzwerk am Kurs teil und kann sich so gegenseitig optimal unterstützen und ersetzen.

Die Teilnahme am Pflegekurs ist unabhängig von der Krankenkassenzugehörigkeit und einer erteilten Pflegestufe. Die Teilnahme ist jedoch die Voraussetzung dafür, durch die PfiFf-Mitarbeiter im Anschluss eine Pflegeanleitung in der Häuslichkeit zu erhalten.

Der Pflegekurs ist in drei Blöcke mit jeweils drei Unterrichtsstunden unterteilt.

3. Pflegeanleitung in der Häuslichkeit

Bei der individuellen Pflegeanleitung in der Häuslichkeit erfahren die Pflegenden in ihrer vertrauten Umgebung Unterstützung bei allen noch offenen Fragen und aufgetretenen Problemen in der Pflege. Seien es die Veränderungen im Alltag, die zu schaffen machen, unklare Pflegetechniken und Handgriffe oder auch der Umgang mit Pflegehilfsmitteln: Alle praktischen und psychosozialen Probleme, die durch die Pflegeverantwortung entstanden sind, können während der Pflegeanleitung angesprochen werden. Gemeinsam mit der Pflegefachkraft kann nach Lösungen gesucht werden. Hierbei hat die Zusammenarbeit zwischen familiär Pflegenden und professionell Pflegenden aus der Region einen besonderen Stellenwert.

Wie bei den Pflegeanleitungen im Krankenhaus auch, können alle Personen, die an der Pflege beteiligt sind, an der Pflegeanleitung teilnehmen. Dies ist unabhängig davon, ob die Pflege alleine oder mit Unterstützung von Professionellen (z. B. einem Pflegedienst) durchgeführt wird.

Die Pflegenden haben die Möglichkeit, diese Anleitung maximal sechs Mal innerhalb von maximal sechs Monaten in Anspruch zu nehmen.

4. Praktische Anleitung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in der Häuslichkeit

In Brandenburg ermöglicht die Alzheimer-Gesellschaft Brandenburg e. V. im Zusammenhang mit dem Projekt PfiFf häusliche Einzelschulungen. Die qualifizierten und begleitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen sich in den Pflegekursen der teilnehmenden PfiFf-Krankenhäuser vor und können im Anschluss bis zu drei Mal in sechs Monaten in den Haushalt des Angehörigen mit Demenz zu Besuch kommen. Damit wird neben der praktischen Anleitung durch das Krankenhaus und der Vermittlung der Angehörigenschulungen „Hilfe beim Helfen“ (Barmer GEK) durch das PfiFf-Projekt in Brandenburg eine weitere Maßnahme zur Unterstützung für Angehörige ermöglicht. Kontakte werden über die teilnehmenden PiFf Krankenhäuser vermittelt.

Karikatur Pfiff 1 Rgb Web
Foto: AOK

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