HINWEIS ZUR UMLEITUNG

AUSGLEICH IM PFLEGE­ALLTAG

Die Pflege eines Angehörigen dauert im Durchschnitt zehn Jahre. In dieser Zeit erleben die Beteiligten viele Höhen und Tiefen. Um die schwierigen und anstrengenden Situationen, aber auch den Alltag in Normalität gestalten zu können, sollte das eigene Wohlbefinden nicht außer Acht gelassen werden. Dabei geht es vor allem um Lebensqualität, die man sich mit gesundheitsfördernden Maßnahmen sowohl erhalten als auch fördern kann.

Bewegung

Ernährung

Selbstfürsorge

Entspannung

Stressbewältigung

BEWEGUNG

Ständige Anspannungen, Zeitdruck, und Ärger können durch regelmäßige körperliche Bewegung ausgeglichen werden. Bewegung im Freien macht den meisten Menschen viel Spaß und regt durch die frische Luft den Organismus besonders an. Die Atmung vertieft sich, die räumliche Weite wirkt beruhigend. Ausdauersportarten, wie z. B. Schwimmen, Fahrrad fahren, Nordic Walking oder Entspannungsmethoden - wie Yoga, Thai Chi oder Qi Gong -, können auch gut im Freien ausgeübt werden.

WELCHE ART DER BEWEGUNG LIEGT IHNEN?

Suchen Sie sich eine Bewegungsart, die Ihnen Spaß macht und probieren Sie ruhig verschiedene Möglichkeiten aus:

  • Hilft Ihnen ein abendlicher strammer Spaziergang, um den Kopf frei zu bekommen?
  • Schwimmen Sie gerne?
  • Helfen Ihnen Musik und Rhythmus, um in Bewegung zu kommen?
  • Sind Sie daran interessiert, in 3 x 30 Min. wöchentlich den Körper zu bewegen?
  • Können Sie sich eine sportliche Betätigung in einer festen Gruppe vorstellen?

Je nachdem, wie Sie diese Fragen für sich beantwortet haben, können Walking-Gruppe oder Fitnessstudio, Senioren-Gymnastik oder Kampfsportart, Volkstanz oder Jogging, Möglichkeiten sein, sich fit zu halten. Wichtig ist, dass es Ihnen Spaß macht und Sie es auch längerfristig regelmäßig durchführen können.

BEWEGUNG IM ALLTAG

Auch in den Alltag kann man Bewegung einbauen:

  • Laufen statt Fahren
  • Treppen steigen statt Fahrstuhl
  • regelmäßiges Recken und Strecken

HINWEISE ZUR BEWEGUNG

Zum Thema Bewegung sei auf folgende Dinge hingewiesen:

  • Erhöht man die körperliche Muskelmasse – erhöht sich der körperliche Energiegrundumsatz, das hilft beim Abnehmen bzw. hilft, das Gewicht zu halten. Trainieren Sie zum Beispiel einfach von zu Hause aus mit einem Video zum Krafttraining aus dem Programm der AOK Nordost „Sicher- und Aktivsein im Alter“. Den Link zum Video finden Sie weiter unten.
  • Ab dem 50. Lebensjahrzehnt verliert ein Mensch, der sich körperlich wenig bewegt, bis zu 10 % Muskelmasse pro Lebensjahrzehnt, d. h., bislang einfache Vorgänge, wie z. B. das Aufstehen vom Stuhl, oder aus dem Bett kommen etc., werden zur Herausforderung. Dem können Sie aktiv entgegen wirken. Trainieren Sie zum Beispiel einfach von zu Hause aus mit einem Video zum dynamischen Stehen aus dem Programm der AOK Nordost „Sicher- und Aktivsein im Alter“. Den Link zum Video finden Sie weiter unten.
  • Mit regelmäßigen geeigneten Maßnahmen zum Muskelaufbau kann die Muskelmasse erhalten, im hohen Alter aber auch wieder erhöht werden, so dass frühere Fähigkeiten wiedererlangt werden können. Bei wenig Zeit im Alltag lassen sich auch Übungen in Alltagssituationen durchführen. Beispiele dazu finden Sie in dem Video zum Alltagstransfer aus dem AOK Nordost Programm „Sicher- und Aktivsein im Alter“. Den Link zum Video finden Sie weiter unten.
  • Für Bewegung braucht der Mensch nicht nur Muskeln, sondern auch gezielte Hinweise des Gehirns, um eine sinnvolle Bewegung durchzuführen. Um dies zu unterstützen können Sie sich Anregungen holen mit einem Video zur Balance- und Koordinationsschulung aus dem AOK Nordost Programm „Sicher- und Aktivsein im Alter“. Den Link zum Video finden Sie weiter unten.

ANGEBOTE ZUR BEWEGUNG IN DER NÄHE

Angebot der AOK Nordost – Bewegung in der Gruppe „Sicher- und Aktivsein im Alter – Sturzprävention“

  • Nehmen Sie an einem regelmäßigen Gruppentraining teil! Erhalten Sie Ihre Selbständigkeit möglichst lange, verhindern Sie Stürze und verbessern Sie dadurch Ihre Lebensqualität.
  • Mit gezielten Übungseinheiten zur Koordination, Balance, Kraft und Techniken des Aufstehens sowie Hinweise auf Ernährung im Alter wird auf die Bedürfnisse des Körpers eingegangen.
  • Das Angebot richtet sich an alle Bürger und Bürgerinnen, ist versicherungsunabhängig und kostenfrei nutzbar.

Das evaluierte Angebot wird seit 2010 an über 350 Standorten in BLN, BRB, MV umgesetzt. Dafür wurden über 550 Ehrenamtliche zum Trainingsgruppenleiter*in qualifiziert.

Besuchen Sie uns gern auf unserer Internetseite, wo auch die oben genannten Videos zu finden sind - AOK in der Kommune – Sturzprävention | AOK – Die Gesundheitskasse.

Sie haben noch offene Fragen? Wir beraten Sie gern!

AOK-Service-Telefon: 08002650800

ERNÄHRUNG

ALLGEMEINE REGELN FÜR EINE GESUNDE ERNÄHRUNG

  • Nehmen Sie mindestens eine Mahlzeit pro Tag in Ruhe und mit Genuss zu sich.
  • Verwenden Sie statt kalorienreicher Getränke, wie Saft, Limo, Eistee, Cappuccino, Wein, Bier o. ä., bis auf Ausnahmefälle kalorienarme Getränke, wie Mineralwasser oder Tee.
  • Süßigkeiten sind in Maßen erlaubt (einmal täglich etwas Größeres oder zweimal täglich eine Kleinigkeit).
  • Bereiten Sie morgens oder abends eine transportable Schachtel mit geschnittenem Gemüse (Möhren, Paprika, Gurke, Chicoree) vor, um bei Appetit etwas Gesundes zur Hand zu haben.
  • Zuckerhaltiges beruhigt zwar kurzfristig, macht aber immer Hunger auf mehr Zuckerhaltiges.
  • Zucker verbraucht beim Abbau im Körper viele Vitamine und Mineralstoffe, die für starke Nerven benötigt werden.

DAS AOK GESUNDHEITSTELEFON

Wenn Sie für sich oder die diätetische Versorgung ihres pflegebedürftigen Angehörigen Hilfe und Anregungen benötigen, können Sie sich über das AOK Gesundheitstelefon 0800 2653333 (kostenfrei) an die Ernährungsexperten für einen Beratungstermin wenden.

SELBST­FÜRSORGE

Die Pflege eines Angehörigen nimmt im Durchschnitt rund 10 Jahre in Anspruch. Darauf sollte man sich bei Übernahme der Pflegetätigkeit einstellen.

TEILEN SIE SICH DIE PFLEGE

Es ist von Anfang an wichtig, die Pflege auf möglichst viele Schultern (Familie, Freunde, Nachbarn ...) zu verteilen. Gemeinsam ist man stärker, kann sich gegenseitig unterstützen und besser für Wohlbefinden und Normalität im Alltag sorgen. Es kann sonst passieren, dass Pflegende immer mehr den Pflegebedürftigen im Blick haben und die eigenen Wünsche, Gefühle und Ansichten in den Hintergrund treten.

ACHTEN SIE AUF SICH SELBST

Es gibt Situationen, wo der Gepflegte die ganze Aufmerksamkeit benötigt. Pflegende Angehörige fühlen sich dafür voll verantwortlich. Aber wer übernimmt die Verantwortung für Sie als Pflegende? Wenn dies nicht andere übernehmen, tragen Sie die Verantwortung, auf sich selbst zu achten. Daher möchten wir Ihnen für den Alltag einige Vorschläge unterbreiten.

  • Planen Sie wöchentlich einige Stunden als Auszeiten ein, in denen Sie sich etwas Gutes tun.
  • Beantragen Sie stundenweise Verhinderungspflege und beziehen Sie weitere Verwandte und/oder einen Pflegedienst in dieser Zeit als Pflegeersatz mit ein.
  • Halten Sie Kontakt zu guten Freunden und Bekannten – beschränken Sie beidseitig verbindlich Gespräche über die Pflege/die pflegebedürftige Person dort ggfs. auf eine begrenzte feste Zeit (z. B. zu Beginn des Treffens 10 Min.).
  • Akzeptieren Sie, dass Ihr engeres Umfeld Ihnen Rückmeldung gibt, was Ihren eigenen Gesundheitszustand, Ihre psychische Verfassung und evtl. erreichte Belastbarkeitsgrenzen anbetrifft. Nehmen Sie diese nicht als Kritik, sondern als Signal für Unterstützungsbedarf.
  • Besonders der Austausch und die gegenseitige Unterstützung im Kreise von ebenfalls pflegenden Personen stellt sich immer wieder als sehr hilfreich dar.
  • Suchen Sie nach Gleichgesinnten. Gesprächsrunden für pflegende Angehörige gibt es über die Selbsthilfekontaktstellen, Kirchengemeinden, Krankenhäuser, Mehrgenerationenhäuser. Gibt es ein PfiFf-Krankenhaus in Ihrer Nähe, können Sie nach einer Gesprächsrunde fragen oder Sie erkundigen sich in Ihrem Pflegestützpunkt nach ähnlichen Möglichkeiten.

ENTSPANNUNG

Pflegesituationen können anstrengend sein, so dass man an seine Grenzen stößt. Gesundheitliche Beschwerden, wie z. B. anhaltende Verspannungen, Magenbeschwerden und Erschöpfung, sind eventuell Reaktionen auf eine lang anhaltende, starke nervliche Belastung. Diese Anzeichen sollte man ernst nehmen.

WAS KÖNNEN SIE TUN?

Neben ausreichender Bewegung und ausgewogener Ernährung können Entspannungsübungen Erleichterung im Alltag verschaffen, z. B. die Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training o. ä. Auch ein Gespräch mit dem Hausarzt kann dabei eine Hilfe sein. Er kann Ihnen Hinweise geben, was für Sie sinnvoll ist. Es gibt vielfältige Angebote. Bei gemeinsamen Reisen kann man z. B. Situationen der Entspannung bewusst erleben. Lassen Sie sich auch dazu in Ihrem Pflegestützpunkt beraten.

STRESS­BEWÄLTIGUNG

STRESSSITUATIONEN KÖNNEN IMMER WIEDER AUFTRETEN

Zeitweise gibt es in der Pflege wiederkehrende Stresssituationen, wie situativ bestimmte Streitthemen, unterschiedliche Ansichten und Befindlichkeiten, erhöhte gegenseitige Erwartungen aneinander, Gereiztheit aufgrund von zu wenig Zeit für zu viele Aufgaben etc. In seltenen Fällen treten auch über Jahre schwelende Konflikte an die Oberfläche. Das kann zwischen Gepflegten und Pflegepersonen vorkommen, aber auch innerhalb der Familie oder mit dem Umfeld.

Auch der Umgang mit demenziell erkrankten Angehörigen kann hohe Anforderungen an die eigene Geduld, Akzeptanz und Belastbarkeit stellen. Wichtig ist es dabei, immer wieder miteinander zu sprechen, auch wenn das eine große Herausforderung darstellt. Bevor Situationen eskalieren, kann man sich bei Pflegestützpunkten, Pflege in Not oder auch anderen Einrichtungen sowie Internetberatungsangeboten für Pflegende Hilfe holen.

WIE KANN MIT DEM STRESS UMGEGANGEN WERDEN?

Für den Alltag kann man körperliche und gedankliche Entspannungstechniken erlernen, aber auch pflegespezifischere Hilfestellungen, wie z. B. den konfliktarmen Umgang mit Demenzerkrankung. Das Erlernen von alternativen Umgangsmöglichkeiten in Konfliktsituationen hilft Stress abzubauen und erleichtert die Pflege wesentlich.

Planen Sie - wie bei einer Berufstätigkeit - feste Urlaubszeiten ein, um Abstand vom Pflegealltag zu gewinnen. Sie haben dann genügend Zeit, sich um Möglichkeiten der Verhinderungspflege oder einen Kurzzeitpflegeplatz zu kümmern. Der Pflegestützpunkt kann Ihnen regionale Ansprechpartner und Angebote benennen.